Wohlfahrtsverbände warnen vor Zusammenbruch sozialer Infrastruktur

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Diakonie Deutschland und der Paritätische warnen angesichts der Kürzungspläne im Bundeshaushalt vor einem Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur.

Viele soziale Angebote in ganz Deutschland drohten vollständig wegzubrechen, da gestiegene Kosten finanziell nicht ausreichend kompensiert werden könnten, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Trotz steigender Nachfrage müssten vielerorts bereits Angebote und Hilfen eingeschränkt bzw. reduziert oder sogar ganz eingestellt werden. Darüber hinaus drohten kurzfristig weitere Kürzungen der Einnahmen.

Hintergrund der drastischen Warnung ist eine bundesweite Umfrage, an der sich laut der Mitteilung mehr als 2.700 gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen aus dem gesamten Spektrum sozialer Arbeit beteiligt hatten. Die Wohlfahrtsverbände fordern den Bund nun auf, von den angekündigten Haushaltskürzungen Abstand zu nehmen. Was es jetzt brauche, sei „eine „konzertierte Aktion von Bund, Ländern und Kommunen“ sowie einen „ambitionierten steuer- und finanzpolitischen Kurswechsel“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme.

Beratungsangebote müssen gekürzt werden – trotz gestiegener Nachfrage

Laut der Umfrage, die vom 29. September bis 10.Oktober stattfand, mussten bundesweit bereits 40 Prozent der befragten Organisationen und Einrichtungen Angebote und Leistungen für Klient*innen aus finanziellen Gründen einschränken oder ganz einstellen. 65 Prozent der Befragten gehen davon aus, kurzfristig Angebote und Leistungen weiter reduzieren zu müssen.

Insgesamt verzeichneten die befragten Einrichtungen eine Kostensteigerung um durchschnittlich 16 Prozent seit Anfang 2022. Fast jede dritte befragte Einrichtung will zur Kompensation Personal abbauen bzw. plant Entlassungen. 59 Prozent aller Befragten rechnen in den kommenden Monaten mit (weiteren) Einschnitten auf der Einnahmeseite.

Im Ergebnis bedeute das sowohl quantitative als auch qualitative Einschränkungen zu Lasten der sozialen Infrastruktur und damit „enorme Konsequenzen für das Gemeinwesen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und all jene Menschen, die in schwieriger Lebenslage auf Hilfe, Beratung, Unterstützung und einen stabilen Sozialstaat angewiesen sind”, warnen die Wohlfahrtsverbände.

Quelle: PM Paritätischer, 16. Oktober 2023