Wehrdienst in Deutschland: Infrastruktur als zentrale Herausforderung

Die Bundeswehr steht vor erheblichen Herausforderungen beim Ausbau ihrer Infrastruktur. Insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Wiedereinführung des Wehrdienstes zeigt sich ein deutlicher Mangel an Unterkünften für neue Rekrutinnen und Rekruten. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Henning Otte (CDU), spricht von einer Großbaustelle innerhalb der militärischen Infrastruktur.

Seit 2010 wurden deutschlandweit rund 60 Kasernen geschlossen, allein mehr als zehn in Bayern. Diese Maßnahmen erfolgten im Zuge strategischer Neuausrichtungen, Spardrucks und der Aussetzung der Wehrpflicht. Die Folgen sind heute deutlich spürbar: Die verbliebenen Standorte reichen nicht aus, um kurzfristig eine größere Zahl an Wehrpflichtigen oder freiwillig Wehrdienstleistenden aufzunehmen.

Das Verteidigungsministerium prüft Übergangslösungen wie den Einsatz von Containerunterkünften durch externe Dienstleister. Eine politische Entscheidung zur Reaktivierung geschlossener Standorte steht jedoch noch aus.

Am Beispiel der ehemaligen Artilleriekaserne in Kempten zeigt sich, dass eine Wiederinbetriebnahme in vielen Fällen unwahrscheinlich ist. Das Gelände wird inzwischen für zivile Zwecke genutzt, unter anderem durch Bundespolizei, THW, Zoll und die Landespolizei. Zudem entsteht eine Flüchtlingsunterkunft.

Investitionsbedarf in Milliardenhöhe

Das Verteidigungsministerium beziffert den Investitionsbedarf für militärische Infrastruktur bis in die 2040er Jahre auf mehr als 67 Milliarden Euro. Neben Unterkünften betrifft dies auch technische Einrichtungen wie Hallen und Werkstätten für Großgerät.

Beschleunigung durch landesgesetzliche Regelungen

Henning Otte lobt das Vorgehen der bayerischen Staatsregierung, die ein Gesetz zur Beschleunigung militärischer Bauprojekte verabschiedet hat. Dieses Modell könnte als Vorlage für bundesweite Regelungen dienen, um den Infrastrukturausbau der Bundeswehr zu beschleunigen und auf die steigenden Anforderungen zu reagieren.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/wehrdienst-oder-wehrpflicht-wohin-mit-etwaigen-rekruten-ohne-kasernen,Upzi66L