Eine russische Propagandistin postete einen Mitschnitt eines vertraulichen Gesprächs der Luftwaffe, in dem Experten über die Taurus-Lieferung diskutieren. Der Bundeskanzler gerät dadurch noch weiter unter Druck.
Die interne Besprechung der Bundeswehr enthält detaillierte Schilderungen konkreter militärischer Fähigkeiten und dreht sich um die bisher ausgebliebene Taurus-Lieferung an die Ukraine. Der Mitschnitt wurde inzwischen vom Bundesverteidigungsministerium als echt bestätigt.
Inhalt des Gespräches
Hochrangige Vertreter der Luftwaffe, darunter zwei Generäle sowie Top-Experten, diskutieren über die Lieferung von Taurus-Waffensysteme. In dem Gespräch geht es unter anderem um die Vorbereitungen für ein halbstündiges Briefing über die Taurus-Lenkflugkörper für den Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius.
Auch über die bestmögliche und schnellste Art und Weise der Lieferung unterhalten sich die Beteiligten. Diese inkludiert die Unterstützung von britischen Soldaten auf ukrainischen Boden.
Taurus Lieferung sorgt für Debatte
Bislang sprach sich Bundeskanzler Olaf Scholz eindeutig gegen eine Taurus-Lieferung aus. Grund dafür sei die Sorge, dass Russland dies als Kriegsbeteiligung auffassen könne. Denn für die Bedienung der Waffen bräuchten die ukrainischen Soldaten und Soldatinnen die Unterstützung der Bundeswehr.
Olaf Scholz gerät unter Druck
Der Inhalt des geleakten Gesprächs sorgt für Wirbel. Der anwesende Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz kann die Einstellung des Kanzlers nicht nachvollziehen. Er klagt über seine Bemühungen, die aus seiner Perspektive falschen Informationen, die über Taurus in den Medien kursieren, klarzustellen. Die Experten der Luftwaffe sehen es als richtigen Schritt an die Waffensysteme zu liefern.
Durch die Veröffentlichung des Mitschnitts versucht Russland Olaf Scholz möglichst zu Schaden, der eh bereits unter großem Druck steht. CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter meint dazu, man wolle öffentlich zeigen, „wie tief Russland die deutschen Entscheidungsvorbereitungen dazu bereits aufgeklärt hat“ und den Kanzler so abschrecken.
Auch der Zeitpunkt des Leaks ist nicht unbedeutend. Kiesewetter vermutet einen Ablenkungsversuch der öffentlichen Diskussionen über die Wirecard-Enthüllungen und die Beerdigung von Alexej Nawalny.
Wie kommt Russland an die Aufzeichnungen?
Bisher ist noch unklar, wie es Russland möglich war, an diesen Mitschnitt zu geraten. Im Mittelpunkt steht nun die Sicherheit der Kommunikationssysteme des deutschen Militärs. Die Kommunikation habe wahrscheinlich über das gerne von der Bundeswehr genutzte Tool WebEx stattgefunden.
Es ist anzunehmen, dass dies nicht das einzige Gespräch ist, das in russische Hände geraten ist. Kiesewetter geht davon aus, dass in Zukunft noch weitere Aufnahmen geleakt werden