Rekruten und Rekrutinnen bei der Bundeswehr: Zahl der Minderjährigen nimmt weiter zu

Die Bundeswehr beschäftigt so viele 17-Jährige wie nie zuvor. Experten für Kinderrechte schlagen Alarm und fordern ein sofortiges Umdenken. Das Verteidigungsministerium verteidigt seine Position.

Die Statistiken der Bundeswehr zeigen eine eindeutige Entwicklung: Unter den 20.284 Rekruten und Rekrutinnen im Jahr 2024 befanden sich 2203 Jugendliche im Alter von 17 Jahren. Dies entspricht einem Anteil von 10,9 Prozent – der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011. Im Vorjahr wurden 1996 Minderjährige (10,6 Prozent) rekrutiert, damit setzt sich der Aufwärtstrend fort.

Von den minderjährigen Rekruten und Rekrutinnen waren 1882 männlich und 321 weiblich. Mehr als die Hälfte – genau 1252 Personen – entschied sich für den Freiwilligen Wehrdienst. Weitere 895 unterschrieben einen Vertrag als Zeitsoldaten, während 56 den Heimatschutz verstärken. Ende 2024 dienten insgesamt 1666 Minderjährige in der Bundeswehr, bei einer Gesamtstärke von 262.813 Angehörigen.

Rechtliche Grundlage für Rekrutierung Minderjähriger

Deutschland befindet sich mit seiner Rekrutierungspraxis in einer besonderen Position: Trotz Unterzeichnung des UN-Zusatzprotokolls zur Kinderrechtskonvention, das ein Mindestalter von 18 Jahren vorsieht, nutzt die Bundeswehr eine Ausnahmeregelung. Diese erlaubt die Einstellung 17-Jähriger zu Ausbildungszwecken – mit elterlicher Zustimmung. International gehört Deutschland damit zu einer Minderheit von 46 Staaten, die noch Minderjährige rekrutieren.

Warnungen von Kinderrechtsorganisationen

Terre des Hommes schlägt angesichts der Entwicklung Alarm. Sprecher Ralf Willinger verweist auf, die aus seiner Sicht erschreckenden, Zahlen aus 2023: 15 minderjährige Soldaten und Soldatinnen wurden Opfer sexueller Übergriffe, 35 erlitten Unfälle. Zusätzlich berichten viele von psychischen Belastungen und Traumata. Die Organisation fordert von der künftigen Bundesregierung ein Umdenken.

Verteidigungsministerium beharrt auf Position

Das Ministerium betont die strengen Schutzmaßnahmen für minderjährige Soldaten und Soldatinnen. Diese dürften keine eigenverantwortlichen Aufgaben mit Waffengebrauch übernehmen. Zudem erreichen mehr als 50 Prozent der 17-jährigen bereits im ersten halben Jahr ihrer Dienstzeit die Volljährigkeit. Man wolle interessierten Jugendlichen keine beruflichen Nachteile zumuten.

Von insgesamt 4973 Unfällen im Bundeswehrdienst 2024 betrafen 32 Fälle minderjährige Soldaten und Soldatinnen. Das Ministerium sieht darin keine erhöhte Gefährdung der jungen Rekruten und Rekrutinnen, da die Quote proportional zur Gesamtzahl der Dienstleistenden steht.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article255263676/Bundeswehr-Zahl-minderjaehriger-Rekruten-steigt-auf-Rekordhoch-Jetzt-wird-eine-Warnung-laut.html