Mehrere hunderttausend PartnerInnen von Zugewanderten leben in Deutschland. Vor allem bei Frauen ist der Anteil der Erwerbstätigen gering.
Die Gründe, warum Menschen im erwerbsrelevanten Alter nach Deutschland zuwandern, sind vielfältig. Die meisten wandern aus beruflichen Motiven ein, andere suchen Asyl, weil sie auf der Flucht sind. Etwa ein Viertel aller Personen zwischen 18 und 54 Jahren, die zwischen 2005 und 2017 aus dem EU-Ausland oder Drittstaaten nach Deutschland zugewandert sind, geben partnerschaftliche Gründe an. Damit gehört der partnerschaftliche Familiennachzug zu den bedeutsamsten Motiven.
Zu diesem Ergebnis kommt der Neunte Familienbericht der Bundesregierung, der die Situation nachreisender Familienangehöriger im Kontext der Fachkräftegewinnung beleuchtet.
Nur jede zweite Person im partnerschaftlichen Familiennachzug ist erwerbstätig
Ein Großteil der Nachgezogenen (77 Prozent) möchte für immer in Deutschland bleiben, 22 Prozent wenigstens einige Jahre. Die Motivation zum Deutschlernen ist hoch. Und zwei Drittel derer, die dauerhaft hier leben möchten, planen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen.
Mit Blick auf die Fachkräftegewinnung sind das gute Aussichten. Doch trotz dauerhafter Bleibeabsicht ist nur jede zweite Person im partnerschaftlichen Familiennachzug erwerbstätig. Das hat unterschiedliche Gründe.
72 Prozent der Personen im partnerschaftlichen Familiennachzug sind weiblich, verheiratet (78 Prozent) und leben mit mindestens einem Kind im Haushalt (67 Prozent). Mehr als die Hälfte der Frauen, die aus partnerschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind, ist nicht erwerbstätig. Zum Vergleich: Nur 22 Prozent der nachgereisten Männer arbeiten nicht.
Fehlende Kinderbetreuung ist ein großes Problem für nachgezogene Partnerinnen
Als Grund für die Erwerbslosigkeit gibt knapp die Hälfte der Frauen, die nicht aktiv nach Arbeit suchen, fehlende Kinderbetreuung an. 51 Prozent der nachgezogenen Partnerinnen finanziert sich über die Einkünfte ihres Partners, der Eltern oder anderer Angehöriger. Auf der anderen Seite sind nur elf Prozent der Männer finanziell abhängig.
Und auch beim Blick auf die Erwerbstätigen zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Unter den Erwerbstätigen der nachgezogenen Partnerinnen und Partner sind Frauen signifikant häufiger teilzeit- oder geringfügig beschäftigt als Männer. Während zwölf Prozent der nachgezogenen Männer eine Berufsausbildung in Deutschland abgeschlossen hat, sind es bei den Frauen nur fünf Prozent. Außerdem interessant: Im Gesundheits- und Pflegesektor arbeiten rund viermal mehr nachgezogene Frauen als Männer.
Viele sind für ihre Tätigkeit in Deutschland überqualifiziert
Obwohl viele Personen im partnerschaftlichen Familiennachzug eine gute Bildung mitbringen, führt ein Drittel der abhängig Beschäftigten in Deutschland eine einfache Tätigkeit aus, die keine bestimmte Berufsausbildung voraussetzt. Als Gründe werden im Familienbericht der Bundesregierung unterschiedliche Bildungsqualitäten, mangelnde Sprachkenntnisse und eine eingeschränkte Übertragbarkeit der Kompetenzen genannt.
Der Familienbericht sieht resultierend aus diesen Ergebnissen einen hohen Bedarf für eine nachhaltige Familienpolitik, die eine auskömmliche Beschäftigung von Frauen mit Kindern sichert.
Lesen Sie hier den ausführlichen Familienbericht der Bundesregierung.
Dieser Beitrag könnte Sie auch interessieren!