Laut aktuellem Sipri-Bericht steigen die weltweiten Verteidigungsausgaben stärker als je zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges. Auch Deutschland verzeichnet einen historischen Anstieg.
Die weltweiten Militärausgaben sind im Jahr 2024 inflationsbereinigt um 9,4 Prozent gestiegen und erreichten rund 2,72 Billionen US-Dollar. Dies markiert den stärksten jährlichen Anstieg seit 1991. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Besonders betroffen von der Entwicklung sind Europa und der Nahe Osten, was auf die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sowie die Spannungen im Libanon zurückgeführt wird.
Deutschland erstmals an der Spitze in Westeuropa
Mit Ausgaben in Höhe von 88,5 Milliarden Dollar lag Deutschland 2024 erstmals seit der Wiedervereinigung vor allen anderen Staaten in Zentral- und Westeuropa. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 28 Prozent. Damit rückte die Bundesrepublik im internationalen Vergleich auf Platz vier der größten Militärhaushalte vor – hinter den USA, China und Russland.
Der Bericht führt die Steigerung unter anderem auf das 2022 beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr zurück. Trotz des starken Anstiegs blieb Deutschland mit einem Anteil von 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts jedoch knapp unter dem NATO-Ziel von zwei Prozent.
Europa reagiert auf Bedrohung aus dem Osten
Auch andere europäische Länder erhöhten ihre Verteidigungsausgaben deutlich: Rumänien (+43 %), die Niederlande (+35 %), Schweden (+34 %), Tschechien (+32 %) und Polen verzeichneten zum Teil noch stärkere Steigerungen. Als zentrale Ursache nennt Sipri die andauernde Bedrohung durch Russland und mögliche Unsicherheiten über die künftige Rolle der USA im Bündnis.
Mit 997 Milliarden Dollar investierten die Vereinigten Staaten rund 37 Prozent der weltweiten Militärausgaben. Auf Platz zwei und drei folgen China (314 Mrd. Dollar) und Russland (149 Mrd. Dollar). Die Ukraine gab laut Bericht 64,7 Milliarden Dollar für Verteidigung aus.
Kritik an wachsender Rüstungsspirale
Kritik an der Entwicklung kommt unter anderem von Greenpeace. Der Friedensexperte Thomas Breuer warnt vor einer neuen Rüstungsspirale und verweist auf aus seiner Sicht dringendere Investitionsbedarfe in Bildung, Klimaschutz und soziale Sicherheit.
Sipri-Datenbasis weltweit führend
Die Daten des jährlich erscheinenden Sipri-Berichts gelten als umfassendste Sammlung von globalen Verteidigungsausgaben. Sie basieren auf Regierungsangaben sowie ergänzenden Quellen und Statistiken. Berücksichtigt werden dabei auch Aufwendungen für Personal, Militärhilfe sowie Forschung und Entwicklung.
Quelle: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/sipri-bericht-militaerausgaben-schnellen-nach-oben,Ujb5iGP