Die Bundeswehr steht vor einem gravierenden Problem bei der geplanten Aufstockung ihrer Reservekräfte: Rund eine Million potenzielle Reservisten, darunter viele ehemalige Soldaten mit Auslandseinsatzerfahrung, können offenbar nicht kontaktiert werden.
Die geplante Rekrutierungsoffensive der Bundeswehr setzt auf Freiwilligkeit. Generalmajor Andreas Henne stellt jedoch infrage, ob sich der Personalbedarf der Truppe ohne verpflichtende Elemente decken lässt. Der Kommandeur der Heimatschutzdivision warnt vor strukturellen Grenzen des aktuellen Modells.
Generalmajor Henne betont, dass insbesondere für den Schutz verteidigungskritischer Infrastruktur mehr Soldatinnen und Soldaten benötigt werden, als derzeit durch freiwillige Meldungen gewonnen werden könnten. Derzeit sei der Aufwuchs auf freiwilliger Basis geplant, doch je größer der Bedarf, desto wahrscheinlicher werde das Erreichen der Freiwilligkeitsgrenze.
Union und SPD haben sich auf ein neues Wehrdienstmodell geeinigt, das grundsätzlich auf Freiwilligkeit basiert. 18-jährige werden postalisch kontaktiert, wobei nur Männer zur Rückmeldung verpflichtet sind. Die Teilnahme am Wehrdienst bleibt hingegen freiwillig. Dieser Kompromiss geht auf Forderungen der SPD zurück. Die Union hatte dagegen ein Ende der Wehrpflichtaussetzung gefordert.
Laut Henne wird langfristig nicht auszuschließen sein, dass Pflichtelemente in das Wehrdienstmodell integriert werden müssen. Welche Formen diese konkret annehmen könnten, ließ der Generalmajor offen. Er verwies jedoch auf die realistische Einschätzung, dass die Freiwilligkeit allein an ihre Grenzen stoßen könnte.
Große Nachfrage beim Heimatschutz
Trotz der Skepsis gegenüber einem rein freiwilligen Ansatz erkennt Henne eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung, sich im Wehrdienst Heimatschutz zu engagieren. Diese Form des freiwilligen Dienstes bereitet insbesondere auf Einsätze bei Naturkatastrophen, Pandemien und Großschadenslagen vor. Gleichwohl sei der Ausbildungsstand dieser Freiwilligen nicht mit dem von ehemaligen Zeit- und Berufssoldaten vergleichbar.
Erste Einberufungen noch in diesem Jahr
Die Bundeswehr bereitet sich laut Henne auf die ersten Einberufungen im Rahmen des neuen Wehrdienstmodells bereits für dieses Jahr vor. Damit soll die Grundlage für eine stärkere personelle Ausstattung der Truppe geschaffen werden.
Quellen:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-generalmajor-andreas-henne-zweifelt-an-wehrdienst-ohne-pflichtelemente-a-ae1f0189-bfca-4e9a-8c21-c89386d6a860EL
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundeswehr-generalmajor-zweifelt-an-wehrdienst-ohne-pflichtelemente-110514098.html