Die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland lässt noch immer zu wünschen übrig. Zahlreiche Beschäftigte teilen sicherlich die Ansicht des dbb-Vorsitzenden Ulrich Silberbach, der erst kürzlich am Rande des 9. Meseberger Zukunftsgesprächs deutlich Stellung bezogen hat: "Während die Wirtschaft in Sachen Digitalisierung galoppiert, trabt der öffentliche Dienst nicht mal. Er lahmt."
Der dbb-Chef hat auch eine explizite Forderung an die Bundesregierung: "Wir brauchen einen konkreten Plan für die öffentliche Verwaltung in den nächsten sechs Monaten, wenn wir in dieser Legislaturperiode wirklich weiter kommen wollen."
Lässt man den Blick über Europa streifen, finden sich an der einen oder anderen Stelle Beispiele, bei denen es sich lohnt, genauer hinzusehen. Denn ein Erfolg bedarf bekanntlich klarer Ziele.
Dänemark als Spitzenreiter in der Digitalisierung
In Dänemark ist die Digitalisierung beispielsweise in allen Bereichen weit fortgeschritten. Das Land liegt damit auf der Spitzenposition im DESI-Index 2018 der Europäischen Union. Dieser Index bildet die Digitalisierungsfortschritte der Mitgliedsstaaten ab.
Digitale Behördenpost
Dänemark hat neben zahlreichen anderen Maßnahmen das klassische Postwesen durch die "Digitale Post" ersetzt. Digitale Post bedeutet, dass Behörden ihre Schreiben in elektronische Postfächer legen.
Alle Bürger, die über 15 Jahre alt sind und über eine dänische CPR-Nummer verfügen, erhalten Bescheide und Mitteilungen in ihren Digitalen Briefkästen. Die CPR-Nummer ist eine persönliche Identifikationsnummer, mit der die Kommunikation zwischen allen nationalen dänischen Registern gewährleistet ist. Sie besteht aus zehn Ziffern: Die ersten sechs Ziffern sind das Geburtsdatum des Inhabers, die letzten vier Ziffern sind eine unverwechselbare Identifikationsnummer, wobei die letzte Zahl das Geschlecht angibt (gerade Zahl = weiblich, ungerade Zahl = männlich). Eine CPR-Nummer erhält man bei der Anmeldung im Personenregister. Für den sicheren LogIn erhalten alle Bürger zusätzlich eine NemID.
Geht ein Bescheid in einen Digitalen Briefkasten ein, gilt er als zugestellt und etwaige Fristen beginnen zu laufen.
Den Bürger trifft in diesem Zusammenhang eine wichtige Pflicht: Er muss seinen elektronischen Posteingang regelmäßig überprüfen. Ebenso wie der tägliche Gang zum Briefkasten muss das Öffnen des elektronischen Postfachs und der digitalen Post zur Alltagsroutine werden. Zusätzliche Hilfestellung bietet ein Infodienst, der auf Wunsch per E-Mail und/oder SMS Bescheid gibt, wenn neue Post im elektronischen Postfach liegt.
Akzeptanz
Und diese Alltagsroutine hat Dänemark erreicht: Im Jahr 2016 haben Behörden 112,6 Millionen elektronische Briefe verschickt. 90 Prozent der Bevölkerung in Dänemark greifen fast täglich auf öffentliche digitale Serviceleistungen zu.
Eine Bürgerbefragung im Jahr 2016 hat ergeben, dass 82 Prozent der Bürger zufrieden bzw. sehr zufrieden mit der Digitalen Post sind. Laut Lone Skak-Nørskov, Botschaftsrätin für Digitalisierung bei der Königlichen Dänischen Botschaft in Berlin, ist die Digitale Post auch unter den Senioren vollständig akzeptiert. Völlig wider Erwarten würden die 15- bis 17-jährigen Bürger die Gruppe bilden, die verstärkt zur Nutzung des Digitalen Postfachs angehalten werden müsse; hier würden noch Defizite bestehen.
Langfristiges Ziel ist, dass Bürger und Unternehmen in Dänemark den Kontakt mit dem öffentlichen Sektor als positiv, einfach und von guter Qualität erleben. Dabei ist das Vertrauen der Bürger und Unternehmen in den öffentlichen Sektor und das Wissen, dass die Daten respektvoll und sicher behandelt werden, unabdingbar.
Weitere Zahlen und Fakten zum digitalen Dänemark: www.digitales-daenemark.de