Bundeswehr verzeichnet mehr 17-jährige Rekruten

Die Bundeswehr sieht sich trotz einer gezielten Personaloffensive im Jahr 2023 mit einer stagnierenden Zahl von Rekruten konfrontiert. Auffallend ist dabei der Anstieg minderjähriger Soldatinnen und Soldaten.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Bundeswehr insgesamt 18.800 Neuzugänge, darunter befanden sich 1.996 Rekruten, die bei ihrer Einstellung erst 17 Jahre alt waren. Diese Zahl entspricht einem Anstieg von 10,6 Prozent im Vergleich zu 9,4 Prozent im Vorjahr, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte.

Sonderbedingungen für Minderjährige

Gleichzeitig bekräftigt das Ministerium, dass 17-jährige Bewerberinnen und Bewerber eine umfassende physische und psychologische Prüfung bestehen müssen. Des Weiteren unterliegen minderjährige Rekruten strengen Schutzbestimmungen – Dazu gehört, dass sie nicht an Wachdiensten oder Auslandseinsätzen teilnehmen und Waffen ausschließlich zu Ausbildungszwecken verwenden dürfen. Die Ampel hatte im Koalitionsvertrag festgelegt, dass volljährige Soldatinnen und Soldaten an der Waffe ausgebildet und eingesetzt werden sollen.

Die Truppe altert und schrumpft

Die Gesamtzahl der Dienstanfänger in 2023 – 15.935 Männer und 2.867 Frauen – zeigt nur einen geringfügigen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Frauen sank dabei auf 15 Prozent, nachdem er zuvor auf 17 Prozent angestiegen war. Diese Entwicklung verfehlt das Niveau vor Corona, als im Jahr 2019 noch 20.170 Personen ihren Dienst aufnahmen.

Der aktuelle Wehrbericht spricht von einem gravierenden Personalproblem der Bundeswehr. Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Bundestags, betont, dass die Truppe altert und schrumpft und dringend an Attraktivität gewinnen müsse. Ende des letzten Jahres zählte die Bundeswehr 181.514 aktive Mitglieder, was einen Rückgang von 1.537 zum Vorjahr darstellt. Högl weist auf über 20.000 unbesetzte Stellen und eine hohe Abbruchquote von mehr als 20 Prozent hin.

Neues Personal muss her

Die Pläne, die Bundeswehr angesichts neuer Bedrohungen bis 2031 auf 203.000 Mitglieder zu erweitern, scheinen zunehmend in weite Ferne zu rücken. In dieser Situation wird in Deutschland vermehrt über eine Rückkehr zur Wehrpflicht diskutiert, die im Juli 2011 ausgesetzt wurde. Verteidigungsminister Boris Pistorius prüft derzeit verschiedene Modelle einer Dienstpflicht, ähnlich dem schwedischen System, das alle jungen Erwachsenen mustert und ausgewählte zu einem Dienst verpflichtet.