Neues Fallschirmsystem der Bundeswehr unter Kritik: Interner Bericht warnt vor Sicherheitsrisiken

Ein internes Papier des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) offenbart gravierende Sicherheitsmängel beim neuen Fallschirmsystem EPC-B.

Trotz positiver Darstellung bei der Einführung soll der Fallschirm eine akute Gefahr für Fallschirmspringer darstellen. Der Bericht wurde kurz nach seiner Veröffentlichung als "gegenstandslos" zurückgezogen.

Der in dem internen Bericht zitierte Oberstleutnant beschreibt den Einsatz des Fallschirmsystems EPC-B als potenziell gefährlich für die körperliche Unversehrtheit der Fallschirmspringer. Besonders kritisch sei das gleichzeitige Absetzen aus beiden Seitentüren des A400M-Flugzeugs. Dabei komme es laut Bericht deutlich häufiger als beim alten T-10-System zu "Beinahe-Kappenkollisionen" und "Schirmdurchfahrten" mit erheblichem Gefahrenpotenzial.

Eingeschränkte Einsatzfähigkeit und hohe Kosten

Seit April 2024 ist der EPC-B im eingeschränkten Betrieb, darf aber nur bis zu einer Absprunghöhe von 1.000 Metern genutzt werden. Die vorgesehene Nutzungsdauer liegt mit sechs Jahren oder 60 Sprüngen deutlich unter den ursprünglich angestrebten 18 Jahren oder 180 Sprüngen. Dies könnte zu erheblichen Mehrkosten führen. Zusätzlich bemängelt das BAAINBw eine zu geringe Rückstellkraft der Ausstoßfeder, ein sicherheitsrelevantes Bauteil.

Probleme bei Interoperabilität und Herstellerkritik

Das EPC-B-System wurde gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden beschafft, doch laut Bericht existieren technische Unterschiede zwischen den nationalen Varianten. Die angepeilte Interoperabilität innerhalb der NATO sei daher nur eingeschränkt gegeben. Der Hersteller Safran wird im internen Papier für mangelnde technische Detailkenntnis und verspätete Problemlösungen kritisiert.

Aus Bundeswehrkreisen wird die ineffiziente und intransparente Beschaffungspraxis bemängelt. Ein anonymer Fallschirmjäger beklagt die Vielzahl beteiligter Akteure und das Fehlen klarer Entscheidungsstrukturen. Der EPC-B wird dabei als exemplarisch für strukturelle Defizite im Beschaffungswesen betrachtet.

Interner Bericht zurückgezogen

Der kritische Bericht wurde laut einer E-Mail des BAAINBw an das Verteidigungsministerium nur einen Tag nach seiner Versendung für "gegenstandslos" erklärt. Als Begründung wurde ein "Bürofehler" genannt, der zur ungewollten Verbreitung geführt habe. Der Inhalt werde überarbeitet und erneut vorgelegt.

Quellen: 

https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/bundeswehr-ausruestung-108.html

https://www.n-tv.de/politik/Bundeswehr-warnt-vor-neuem-Fallschirm-und-rudert-wieder-zurueck-article25766001.html