Mehr Bewerbungen bei der Bundeswehr – Wirkung neuer Rekrutierungsstrategien sichtbar

Die Bundeswehr verzeichnet einen spürbaren Anstieg bei den Bewerbungen. Erste Maßnahmen zeigen Wirkung – gleichzeitig bestehen Herausforderungen wie hohe Ausstiegsquoten, Personalfluktuation und die schwierige Umsetzung langfristiger Personalziele.

Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Bewerbungen für den militärischen Dienst bei der Bundeswehr auf 51.200 – ein Anstieg von rund 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im zivilen Bereich wurden mit 88.300 Bewerbungen 41 Prozent mehr Interessenten registriert. Diese Zahlen machen deutlich, dass das Interesse an einer Laufbahn bei der Bundeswehr wächst.

Werbestrategien zeigen Erfolg

Als zentraler Treiber dieser Entwicklung gelten gezielte Social-Media-Kampagnen, mit denen insbesondere junge Menschen erreicht werden sollen. Ergänzend dazu tragen regionale Rekrutierungsveranstaltungen zur direkten Ansprache potenzieller Bewerberinnen und Bewerber bei. Besonders auffällig ist der Zuwachs bei den Bewerbungen von Frauen: Im militärischen Dienst stieg deren Anteil um 14 Prozent auf 8.200, im zivilen Bereich sogar um 42 Prozent.

Personeller Zuwachs bleibt begrenzt

Trotz der gestiegenen Bewerberzahlen ist die tatsächliche Personalstärke der Bundeswehr weiterhin rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Soldatinnen und Soldaten um 350. Gründe dafür liegen in der hohen Fluktuation – 2024 verließen rund 20.000 Personen die Bundeswehr – sowie darin, dass nicht jede Bewerbung zu einer Einstellung führt. Die Gesamtstärke lag zuletzt bei etwa 183.000 Soldaten und 81.000 zivilen Mitarbeitenden. Das angestrebte Ziel von 203.000 Soldaten bis 2031 bleibt damit eine Herausforderung.

Der Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Bundestags, Eva Högl, macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: Die Abbruchquote während der Probezeit bleibt hoch. Von den 18.810 Dienstantritten im Jahr 2023 verließen über 5.000 Rekrutinnen und Rekruten innerhalb der ersten sechs Monate freiwillig die Truppe.

Neues Wehrdienstmodell in Planung

Ein weiterer Baustein zur langfristigen Sicherung der personellen Einsatzbereitschaft ist ein neues Wehrdienstmodell, das noch 2025 eingeführt werden könnte. Der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius verfolgt dabei ein Konzept nach schwedischem Vorbild, das auf Freiwilligkeit basiert. Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist laut Pistorius nahezu fertiggestellt.

Geplant ist, dass Männer ab 18 Jahren künftig einen Fragebogen zur Wehrerfassung ausfüllen. Die Bundeswehr kann anschließend gezielt geeignete Personen ansprechen, um sie für einen freiwilligen Grundwehrdienst zu gewinnen. Eine Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht wird derzeit nicht erwartet, bleibt jedoch in der politischen Diskussion präsent – insbesondere bei unzureichender Zahl Freiwilliger.

Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-bewerbungen-100.html