Table of Contents Table of Contents
Previous Page  11 / 22 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 22 Next Page
Page Background

Geleitwort zum Handbuch

www.WALHALLA.de

11

Geleitwort zum Handbuch

Wir sind es gewohnt, in einem Sozialstaat zu leben und als zustän-

digen Adressaten für die Lösung unserer sozialen Problemlagen

stets die „Gesellschaft“ zu sehen. Dies führte in der Konsequenz

auch dazu, dass die Soziale Arbeit in ihrem beruflichen Selbstver-

ständnis eine anwaltschaftliche Funktion, das Einfordern und Durch-

setzen von Rechten für die eigene Klientel, entwickelt hat.

Nun kennen wir aus der Theorie und aus der praktischen Erfahrung

von planwirtschaftlichen staatlichen Systemen das Phänomen des

Staatsversagens, staatliche Systeme müssen stets eher standardisiert,

träge und inflexibel sein. Das ist auch völlig richtig so, denn jedes

staatliche Handeln muss durch den Gesetzgeber legitimiert, recht-

lich kodifiziert und durch eine Verwaltung flächendeckend um-

gesetzt werden – und das ist auch gut so. „Das Schneckentempo ist

das normale Tempo jeder Demokratie“, wie es der ehemalige Bun-

deskanzler Helmut Schmidt formulierte. Schnelle, unkonventionelle

Lösungen sind nicht der Regelfall eines staatlichen Systems.

Die Konzentration auf den Sozialstaat und die gesellschaftliche Ver-

antwortung lenkt auch ab von den Möglichkeiten des Einzelnen

oder von Unternehmen.

Hier setzen die Social Entrepreneurs

1

an: Sie gehen unternehmerisch

an die Sache heran und entwickeln Lösungen. Damit wird vielleicht

nicht die ganze Gesellschaft flächendeckend umgestaltet, aber es

sind nicht nur politische Ideen und Forderungen, sondern umge-

setzte Lösungen. Sie können in Bereichen ansetzen, die dem Staat

verschlossen sind und mit einer dem staatlichen System fremden

Innovationskraft und Flexibilität.

Wesensmerkmal der Social Entrepreneurs ist die Existenz einer eige-

nen Lösungsidee – eine reine Duplizierung bereits existierender staat-

licher Leistungen macht den Entrepreneur weitgehend überflüssig.

Die Idee muss einen ausreichenden Konkretisierungsgrad haben –

es darf nicht nur um das „Ansprechen von Problemen“ gehen, son-

dern eben um konkrete Lösungsideen. Letztlich lebt Social Entre-

preneurship von seiner eigenen Überlebensfähigkeit – der private

1

Laut Duden lautet die Mehrzahl „Entrepreneure“. Da sich aber die Bezeich-

nung „Entrepreneurs“ in der deutschen Fachliteratur zwischenzeitlich ein-

geschliffen hat, verwenden wir ebenfalls diesen Begriff.