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Wachsende Zahl der Betroffenen
Kriege und Gewalt bestimmen seit Jahrhunderten das menschliche
Zusammenleben. Die enormen psychischen Schäden, die der Mensch
durch kriegerische Auseinandersetzungen erleiden kann, wurden
besonders im Ersten Weltkrieg im zermürbenden und menschenver-
achtenden Stellungskrieg an der Westfront deutlich. Viele Soldaten
kamen verwundet aus dem Krieg zurück, ohne durch Waffen im her-
kömmlichen Sinne verletzt worden zu sein.
Besonders nach dem Vietnamkrieg wurden die aufgetretenen Phä-
nomene wissenschaftlich untersucht. Dabei kam man zu der Er-
kenntnis, dass Soldaten durch Stress ausgelöste, posttraumatische
Erkrankungen, eine sogenannte Posttraumatische Belastungsstö-
rung (PTBS) (engl.: Post Traumatic Stress Disorder – PTSD), erlitten
hatten. Diese wurde bei rund 30 Prozent der amerikanischen Viet-
namveteranen nachgewiesen.
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass – abhängig von der Intensität
des Einsatzes – etwa neun Prozent der Soldaten, die an einem mili-
tärischen Einsatz teilnehmen, erkranken können. Daneben haben
große dramatische Ereignisse im zivilen Bereich (z. B. Flugzeugab-
sturz in Ramstein, Grubenunglück von Borken, Eisenbahnunglück in
Eschede) die Bedeutung der psychischen Behandlung von Helfern
und Überlebenden aufgezeigt. Die Konfrontation mit grausamen
Bildern und Situationen, die außerhalb des Vorstellungsvermögens
von Menschen liegen, gehört weltweit zum Tagesgeschehen.
Besonders betroffen sind neben militärischen Einsatzkräften Polizis-
ten, Angehörige von Katastrophen- und Rettungsdiensten, aber auch
Intensivpflegekräfte (vgl. Abbildung 1). Nicht vernachlässigt werden
dürfen die Zahl an Opfern häuslicher und körperlicher Gewalt, aber
auch die Betroffenen jeglicher Form von Gewaltherrschaft.
Wichtig:
Für Einsatzkräfte müssen Strategien im Umgang mit Stress,
seine Prävention, aber auch die Behandlung möglicher Folgen unab-
dingbarer Teil aller Einsatzkonzepte sein.
Dieses Handbuch beschreibt die Entstehung von Stress und Trauma,
die Erkennung von PTBS und deren Behandlung. Anhand von Fall-
beispielen werden Symptome erläutert und Behandlungsmöglich-
keiten aufgezeigt. Mit einem Fragebogen kann eine erste Erfassung
von Reaktionen nach Belastungen erfolgen und darüber Aufschluss
geben, ob weitere Maßnahmen notwendig sind.