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Einführung

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Einführung

Die Ziele des Sozialbereichs sind durch Nächstenliebe, gesellschaftliche Solidarität, die

Verwirklichung von Menschenrechten, gelingendem Leben und/oder die Steigerung

der gesellschaftlichen Lebensqualität beschrieben. Auf den ersten Blick besteht ein ver-

meintlicher Gegensatz zu den Zielen der Ökonomie, die den Umgang mit knappen Mit-

teln unter den Gesichtspunkten von Effizienz und Effektivität im Blick hat.

Doch haben Ökonomie und Soziales einen gemeinsamen Kern und sie bedingen sich an

vielen Stellen gegenseitig. Die Gegensätze sind bei genauerem Hinsehen hervorra-

gende Ergänzungen:

Das Soziale setzt sich inhaltliche Ziele, die sich an Bedürfnissen des Menschen aus-

richten. Doch die Verwirklichung dieser Ziele bedarf konkreten Handelns unter den

Rahmenbedingungen, die dem Sozialen eben nicht zugänglich sind, sondern exogen

vorgegeben sind: Finanzielle, rechtliche, technische, physikalische, gesellschaftliche Be-

dingungen. Die Rahmenbedingung, der sich die Ökonomie widmet, ist die Knappheit

und der Umgang mit ihr. So hat der Tag eben nur 24 Stunden und der Arbeitstag nur

acht (vielleicht manchmal auch zehn oder zwölf) – mit dieser Zeit müssen auch die Men-

schen, die im Sozialbereich arbeiten, auskommen. Und die öffentlichen Kassen haben

eben nur ein bestimmte Menge Steuereinnahmen und damit Geld zu verteilen. Dies

spürt der Sozialsektor in besonderer Weise, weshalb die Finanzknappheit oft als zentra-

ler Auslöser für die Einführung ökonomischer Denkweisen gesehen wird. Dies kann

normativ viel bedauert werden, doch real müssen die Akteure mit diesen Knappheiten

umgehen. Ökonomisches Handeln ist also eine Arbeitsweise realen sozialen Handelns.

Ein zweiter Aspekt ist die grundsätzliche Zielsetzung von Ökonomie und Sozialem:

Beide haben, wenn wir es fokussieren wollen, die Steigerung der Lebensqualität von

Menschen im Blick. Das Soziale versucht dies zu erreichen durch Unterstützung von

Bedürftigen, durch Selbstbefähigung und Integration. Die Ökonomie versucht dies zu

erreichen durch die Erstellung und Allokation (Verteilung) von Gütern und Leistungen.

Manchmal vergessen hier auch die Ökonomen zu schnell, dass es in der Ökonomie um

menschliches Wohlergehen geht und dies nicht immer mit Einkommenserzielung und

Wachstum erreicht werden kann. Auf der anderen Seite vergessen die Profis des Sozia-

len allzu leicht, dass es eben um den Menschen und seine Wünsche geht – und diese

sind nicht immer identisch mit Fachlichkeit und Professionalität.

Beide Bereiche, Ökonomie und Soziales, haben also einen gemeinsamen Zielkern –

wieso sollten sich da beide Disziplinen nicht um diesen gemeinsamen Kern bemühen

können? Die ökonomische Glücksforschung, der Social Return on Investment, die

Lebensqualitätsforschung oder die Überlegungen zu einer Sozialwirtschaft im Sinne

einer sozialen Wirtschaft sind solche Ansätze.

Ein weiterer Aspekt ist, dass „das Soziale“ organisiert ist: Es lassen sich hier konkret

handelnde Akteure finden, Personen, die soziale Leistungen benötigen (Leistungsemp-

fänger

1

, Klienten, „Kunden“), Organisationen, die diese Leistungen erstellen (Leistungs-

1

Die im Deutschen übliche verallgemeinernde männliche Sprachform schließt Frauen und Männer gleich-

berechtigt ein und ist keine Form der Diskriminierung

Gemeinsamkeiten

von Ökonomie

und Sozialem

Soziale Ziele,

ökonomische

Rahmenbedingungen

Ausrichtung

an Bedürfnissen

von Menschen

Organisation

des Sozialbereichs

erfordert ökono-

misches Handeln