Vorwort
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www.WALHALLA.deDas Budget ist also – so gesehen – zentrales Medium der Kommunikation, Motivation,
Koordination und Evaluation von Zielen, Leistungen, Ressourcen und Ergebnissen einer
Dienstleistungsorganisation zwischen den beteiligten Verantwortungsträgern.
Klaus Schellberg ist den Lesern und Leserinnen dieser Reihe kein Unbekannter. Sein
2002 veröffentlichter Band über „Kostenmanagement in Sozialunternehmen“ beinhal-
tet eine für den „Nicht-Ökonomen“ verständlich geschriebene Einführung in eines der
zentralen betriebswirtschaftlichen Instrumente: das kaufmännische Rechnungswesen
und die darauf aufbauenden klassischen Formen der Kostenrechnung, Kostenarten-,
Kostenstellen- und Kostenträgerechnung. Als „Schlüsseltechnik“ der Betriebswirtschaft
ist das Rechnungswesen nicht nur Datenlieferant für die internen Analyse- und Ent-
scheidungszwecke, sondern es spiegelt gleichzeitig die Tätigkeit des Unternehmens in
Geldgrößen wider.
In dem vorliegenden Band „Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen“ geht der
gelernte Diplom-Kaufmann und Professor für Sozialpolitik, Sozialplanung und Sozial-
management an der Fachhochschule München noch einen entscheidenden Schritt wei-
ter in dem Versuch, das wechselseitige Verständnis zweier über lange Zeiträume
getrennter „Kulturen“, Wissenschaftsbereiche und Arbeitsfelder zu entwickeln und zu
vertiefen. Nicht das Trennende weiterhin zu betonen, sondern die gemeinsamen Aufga-
benstellungen und Verantwortungsbereiche erkennen und wahrnehmen lernen muss
die Devise für die Zukunft sein. Soziale Ethik und Ökonomie dürfen nicht weiterhin als
unvereinbare Gegensätze gehandelt und gepflegt werden. Nur wer die Logik des
jeweils anderen Denk- und Handlungsbereichs erkennen und verstehen lernt, ist zur
Lösung der anstehenden Probleme befähigt. Was sind die Grundtatbestände der Öko-
nomie und wieweit sind sie mit den Dimensionen Sozialer Arbeit kompatibel oder
unvereinbar? Wo liegen Grenzen und Chancen der Zusammenarbeit? Dieser Dialog
muss geführt werden – und zwar fachlich-seriös, wissenschaftsbezogen und ergebniso-
rientiert. Es macht wenig Sinn, weiterhin nur gegen die „BWLisierung“ Sozialer Arbeit
zu polemisieren und jede Veränderung der Konzepte und Strukturen unter ökonomi-
schen Gesichtspunkten strikt abzulehnen. Vielmehr müssen die sozialen Dienste und
Berufe unter dem steigenden Kostendruck und den knappen finanziellen Ressourcen
ökonomisch und effizient haushalten, vor allem aber ihren Nutzen und ihre Wirkung
darstellen und legitimieren lernen.
Die Diskussion um das Sozialmanagement verlagert sich zunehmend in das Spannungs-
feld zwischen Ethik und Ökonomie. In der vorliegenden Einführung in eine Betriebs-
wirtschaftslehre der Sozialunternehmen wird vom Autor der Versuch unternommen,
die beiden vermeintlich gegensätzlichen Pole in der Diskussion näher zu betrachten
und durch eine kritische Analyse Wege des wechselseitigen Verständnisses im Interesse
ihres künftigen Zusammenwirkens zu ermöglichen.
Gotthart Schwarz
München, im März 2004