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Tatsachen, Fakten, Bewertungen und Meinungen
Wie entstehen Meinungen oder Überzeugungen?
Sobald diese Frage geklärt ist, fällt es Ihnen leichter, Meinungen und Über-
zeugungen anderer zu beeinflussen oder zu ändern.
Aristoteles stellt in seiner Schrift „De anima“ fest:
„Nichts ist im Verstand/
Geist, was nicht zuvor in den Sinnen war.“
Alles, was wir mit unseren Sinnen
(Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Berühren) wahrnehmen, landet – wie
man heute weiß – zuerst im Kurzzeitspeicher des Gehirns. Doch nur das We-
nigste davon wird einem bewusst, da nur wahrgenommen wird, was von mo-
mentanem Interesse ist.
Wenn ich Sie beispielsweise bitte, auf Ihre Armbanduhr zu sehen und mir
deren Ziffernblatt zu beschreiben, können Sie das, nachdem Sie wieder auf-
gesehen haben, sicherlich auch. Frage ich Sie jetzt, wie spät es genau ist, wis-
sen Sie das in der Regel nicht, weil Sie sich nur auf das Aussehen des Ziffern-
blatts konzentriert haben.
Oder stellen Sie sich folgende Szene vor: Sie fahren mit Ihrem Auto bei
einsetzender Dämmerung mit eingeschalteten Scheinwerfern. Nun werden
Sie in Ihrer Umgebung nur das sehen, was die Scheinwerferkegel beleuchten.
Alles andere nehmen Sie zwar trotzdem wahr, aber eben nicht bewusst. Zau-
berkünstler machen sich genau dieses Phänomen zunutze, indem sie die Auf-
merksamkeit der Zuschauer auf Unwichtiges lenken.
Das, was letztlich den Kurzzeitspeicher in Bruchteilen von Millisekunden
passiert, landet im limbischen System und wird dort im Hippocampus, der
„Bewertungszentrale“, emotional eingefärbt, bevor es seinen endgültigen Spei-
cherort im Gehirn erhält. Solche Bewertungen können sein: gut – schlecht,
angenehm – unangenehm, süß – sauer, kalt – heiß usw. Geht von dem, was
den Kurzzeitspeicher passiert hat, augenblicklich eine Gefahr aus – wenn
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