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Die inzwischen durch die Hirnforschung gesicherte Tatsache, dass es

keine auf Anhieb objektiven Erkenntnisse gibt, ist „starker Tobak“ für alle,

die daran glauben oder glaubten. Dazu gehören viele Philosophen, wie etwa

René Descartes oder Immanuel Kant. Es ist aber stets möglich, seine als wahr

empfundenen Erkenntnisse zu überprüfen und zu objektivieren.

Wann Fakten überzeugen

Genaugenommen gibt es nur sehr wenige Sachverhalte, die erwiesenerma-

ßen Tatsachen oder Fakten sind, etwa dass Menschen sowie Tiere und Pflan-

zen sterben oder die Erde kugelförmig ist und um die Sonne kreist. Dass

Gegenstände, die man in die Luft wirft, immer herunterfallen, und zwar mit

einer berechenbaren Geschwindigkeit. Oder denken Sie an statische Berech-

nungen, die es Architekten und Bauingenieuren ermöglichen, Hochhäuser

wie das Burdsch Chalifa in Dubai mit einer Höhe von 830 Metern zu er-

bauen, ohne dass diese einstürzen. Dahinter steckt eine Reihe von Naturge-

setzen, die man kennt und auf die man sich verlassen kann. Hiervon braucht

man niemanden zu „überzeugen“, da sie sich mit wissenschaftlichen Metho-

den beweisen lassen. Aristoteles formuliert das folgendermaßen:

Aber wir beraten nur über solche Dinge, welche sich allem Anschein nach auf

zweierlei Weise verhalten können: Denn über das, was nicht anders sein, werden

oder sich verhalten kann, beratschlagt niemand, (…).

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Daneben gibt es jedoch wesentlich mehr Sachverhalte, die sich nicht ein-

deutig belegen lassen, zum Beispiel die lebenslange Ehe als die beste Form

menschlichen Zusammenlebens, gesunde Ernährung oder sportliche Betäti-

gung als Garantie für ein langes Leben ohne Krankheiten.

So unterscheidet Aristoteles zwischen Sachverhalten, die sich dem „Be-

reich des Wissens“ zuordnen lassen, und anderen, die in den „Bereich des

Meinens“ gehören. Bei den Sachverhalten im Bereich des Wissens kann man

mit bestimmten Methoden beweisen, dass es sich um Tatsachen handelt.

Deshalb braucht man hier keinerlei rhetorische oder dialektische Fähigkei-

ten, um sie jemandem klar zu machen. Dazu gehören die bereits erwähnten

Wann Fakten überzeugen

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Aristoteles, Rhet. 1357a