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Dunkelziffer
Im Jahr 2006 hatte die Bundesregierung die Absicht bekundet, zu
prüfen, ob eine Studie in Auftrag gegeben wird, um Erkenntnisse
zur Dunkelziffer der von posttraumatischen Belastungsstörungen
betroffenen Soldaten, die sich nicht zur medizinischen Betreuung
melden, zu gewinnen.
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Die Studie wurde im Jahr 2010 vom Sanitätsdienst der Bundeswehr
an die TU Dresden in Auftrag gegeben.
Erste Ergebnisse wurden im Deutschen Ärzteblatt im September 2012
unter dem Titel „Traumatische Ereignisse und posttraumatische Belas-
tungsstörungen bei im Ausland eingesetzten Soldaten“ veröffentlicht:
Bei 2,9 Prozent der Einsatzrückkehrer wurde eine PTBS festgestellt.
Jeder zweite PTBS-Fall bleibt unerkannt und unbehandelt, die
sogenannte Dunkelziffer liegt bei 45 Prozent.
Der Auslandseinsatz erhöht das Risiko um bis zum Vierfachen, an
einer PTBS zu erkranken.
Zusätzlich erfüllten weitere 1,7 Prozent der Soldaten vor dem
Einsatz die Kriterien einer PTBS, aber nicht in den zwölf Monaten
nach dem Einsatz. Dies ist möglicherweise eine weitere Hochrisiko-
gruppe, die durch die bisherigen Auswahlverfahren vor dem Ein-
satz nicht erfasst wird.
Die Gesamtzahl PTBS-Erkrankter der Bundeswehr seit Beginn der
deutschen Auslandseinsätze geht – konservativ geschätzt – in die
Tausende.
Es wird ein mehrfach höheres Risiko (als PTBS) für einsatzbe-
dingte andere Formen psychischer Störungen, z. B. Depressionen
oder Schlafstörungen festgestellt.
PTBS stellt nur die Spitze des Eisbergs einsatzbedingter psychi-
scher Störungen dar.
Die durch die Bundeswehr veröffentlichten Daten zu PTBS-Er-
krankungen sind defizitär und widersprüchlich. Eine Untersuchung
der Datenlage zur Abschätzung des wahren Ausmaßes an PTBS
ist dringend erforderlich.
Es ist ein zusätzlicher Bedarf an Diagnostik, Beratung oder The-
rapie vorhanden.
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Deutscher Bundestag, 16. Wahlperiode, Bundestags-Drucksache 16/3970, 27.12.2006.
Posttraumatische Belastungsstörungen von Soldatinnen und Soldaten (Nachfrage zu
Bundestagsdrucksache 16/2587)