5
Wolfgang Trede und Heinz Henes
„Ein Haufen Unterlagen“ – Einleitende Bemerkungen
zum Thema „Dokumentation erzieherischer Hilfen“
Es ist schon erstaunlich, wie wenig bislang über das Dokumentieren in den
Erziehungshilfen fachöffentlich nachgedacht wurde. Denn einerseits gehört
Dokumentieren zum selbstverständlichen Teil professionellen Handelns, ja
konstituiert dieses: Durch Berichte, Gutachten, Hilfeplanprotokolle etc. wird
sich und anderen Rechenschaft über die eigene Arbeit, über pädagogische
und administrative Prozesse abgelegt. Dokumentation pädagogischer Arbeit
ist somit Voraussetzung und Ausweis von Professionalität – gerade im
Bereich der öffentlichen Erziehungshilfen, die sich besonders legitimieren
müssen. Andererseits ist die derzeitige Ökonomisierung der Jugendhilfe,
also die Forderung nach Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit erzieherischer
Hilfen eng gebunden an geeignete Verfahren der Dokumentation. Wie in der
Wirtschaft wird nach belastbaren Nachweisen für die geforderte Effektivität
und Effizienz gefragt, man will gewissermaßen Bilanzen sehen. Was wären
„zielgerichtete“ Hilfeplanung, kontrollierte Hilfedurchführung und Evaluati-
on pädagogischer Arbeit ohne reflexives Wissen über und fachlich sinnvolle,
praktikable Instrumente der Dokumentation?
Dokumentieren – ein notwendiges, ungeliebtes,
widersprüchliches Geschäft
Vielleicht liegt die Nicht-Thematisierung daran, dass das Dokumentieren für
SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen einen eher ungeliebten Teil der
Arbeit darstellt. Ein kompliziert verlaufenes Hilfeplangespräch zu protokol-
lieren, über ein Mädchen, das aus der Wohngruppe ausgezogen ist, einen
Abschlussbericht zu schreiben, geleistete Fachleistungsstunden monatlich zu
dokumentieren und wieder einmal überlegen zu müssen, ob und wie das ein-
einhalbstündige abendliche Telefonat mit der Lehrerin verbucht werden
kann – das sind Tätigkeiten, bei denen „so richtig Freude aufkommt“. Der