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Wolfgang Trede und Heinz Henes

„Ein Haufen Unterlagen“ – Einleitende Bemerkungen

zum Thema „Dokumentation erzieherischer Hilfen“

Es ist schon erstaunlich, wie wenig bislang über das Dokumentieren in den

Erziehungshilfen fachöffentlich nachgedacht wurde. Denn einerseits gehört

Dokumentieren zum selbstverständlichen Teil professionellen Handelns, ja

konstituiert dieses: Durch Berichte, Gutachten, Hilfeplanprotokolle etc. wird

sich und anderen Rechenschaft über die eigene Arbeit, über pädagogische

und administrative Prozesse abgelegt. Dokumentation pädagogischer Arbeit

ist somit Voraussetzung und Ausweis von Professionalität – gerade im

Bereich der öffentlichen Erziehungshilfen, die sich besonders legitimieren

müssen. Andererseits ist die derzeitige Ökonomisierung der Jugendhilfe,

also die Forderung nach Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit erzieherischer

Hilfen eng gebunden an geeignete Verfahren der Dokumentation. Wie in der

Wirtschaft wird nach belastbaren Nachweisen für die geforderte Effektivität

und Effizienz gefragt, man will gewissermaßen Bilanzen sehen. Was wären

„zielgerichtete“ Hilfeplanung, kontrollierte Hilfedurchführung und Evaluati-

on pädagogischer Arbeit ohne reflexives Wissen über und fachlich sinnvolle,

praktikable Instrumente der Dokumentation?

Dokumentieren – ein notwendiges, ungeliebtes,

widersprüchliches Geschäft

Vielleicht liegt die Nicht-Thematisierung daran, dass das Dokumentieren für

SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen einen eher ungeliebten Teil der

Arbeit darstellt. Ein kompliziert verlaufenes Hilfeplangespräch zu protokol-

lieren, über ein Mädchen, das aus der Wohngruppe ausgezogen ist, einen

Abschlussbericht zu schreiben, geleistete Fachleistungsstunden monatlich zu

dokumentieren und wieder einmal überlegen zu müssen, ob und wie das ein-

einhalbstündige abendliche Telefonat mit der Lehrerin verbucht werden

kann – das sind Tätigkeiten, bei denen „so richtig Freude aufkommt“. Der