

methodische Frage, wie ich Klienten motivieren kann, mit denen ich
im Handlungskontext des Zwanges arbeiten muss, nicht neu. Immer
schon hatten es Sozialarbeiter mit Klienten zu tun, die nicht freiwil-
lig kamen und Soziale Dienste in Anspruch nahmen. Der Arbeits-
auftrag von Sozialarbeitern lautete und lautet in vielen Fällen:
Korrektur von sozial nicht gewünschtem Verhalten. Bei der Siche-
rung des Kindeswohls müssen Sozialarbeiter im Jugendamt auch
jenseits eines Machtmissbrauchs immer wieder für Eltern und Kinder
schmerzhafte Eingriffe vornehmen, wohl wissend, dass eine produk-
tive Arbeit mit Klienten deren Mitarbeit erfordert, die nur mit
Zwang nicht zu erreichen ist.
Unser in erster Linie methodisch ausgerichtetes Buch, das
–
wie im
Vorwort erwähnt
–
vor allem Hilfen für die Praxis anbieten soll, wird
daher nicht auf die Diskussion um den
„
aktivierenden Staat
“
eingehen. Eine Positionsbestimmung zugunsten aktivierender Pro-
gramme müssen wir jedoch vornehmen, weil in der Erziehungs-
wissenschaft verortete Autorinnen und Autoren sich zunehmend
ablehnend äußern. In einem aktuellen Diskussionsbeitrag wird
gleichzeitig ein handlungsleitendes Motiv für die Ablehnung deut-
lich.
2
Sozialarbeit entwickelt sich, wie außerhalb Deutschlands
–
besonders in angelsächsischen Ländern bereits geschehen
–
zu einer
eigenständigen Profession mit genuinen handlungsorientierten und
reflexiven Konzepten und Methoden. Sie löst sich zumindest auf
dieser Ebene aus der bevormundenden Bestimmung durch etablierte
universitäre Disziplinen, mit denen sie weiterhin kooperiert, was zu
heftigen Reaktionen führt. Fallverstehende Ansätze werden den
handlungsorientierten, auch auf messbare Effektivität ausgerichte-
ten aktivierenden Konzepten gegenübergestellt. Aktivierenden Fa-
milien- und Jugendhilfeprogrammen (wie z. B.
„
Familie im Mittel-
punkt
“
und die Ambulante Intensive Begleitung)
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und dem Case
Management wird unterstellt, sie würden
„
managerielle Professio-
Aktivierende oder motivierende Soziale Arbeit?
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www.WALHALLA.de2
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Neben Kessl und Otto (a. a. O.) gibt es einen Beitrag von Catrin
Heite: Professionialisierungsstrategien der Sozialen Arbeit, in: Neue
Praxis, 2/2006, Seite 201 f.
3
Das Kriseninterventionsprogramm
„
Familie im Mittelpunkt
“
: Gerd Gehr-
mann/Klaus D. Müller, Familie im Mittelpunkt, a. a. O.; AIB: Thomas
Möbius/Willy Klawe, AIB
–
Ambulant Intensive Begleitung, Weinheim/
Berlin/Basel 2003.