

Aktivierende oder motivierende Soziale Arbeit?
(Gerd Gehrmann und Klaus D. Müller)
Wirksame Soziale Arbeit ist ohne Motivation und Mitarbeit nicht
möglich
Wer über das Thema
„
aktivierende
“
oder
„
motivierende
“
Soziale
Arbeit schreibt, kommt an dem Thema
„
aktivierender Staat
“
nicht
vorbei. Es ist kein Zufall, dass innerhalb der Profession zu einem
Zeitpunkt Konzepte und Methoden der motivierenden Sozialen
Arbeit entwickelt und diskutiert werden, an dem der Umbau des
Sozialstaats stattfindet, der oft auch als Abbau verstanden wird. Zu
dieser Kontroverse beabsichtigen wir uns an dieser Stelle nicht zu
äußern. Bei genauerem Hinsehen geht es sicher um beides. Neben
dem Thema des Buches hat
–
nicht zufällig
–
seit einiger Zeit vor allem
das Thema
„
Bürgerbeteiligung
“
und
„
neues Ehrenamt
“
Konjunktur.
Kess und Otto sehen hier eine ganz enge Verbindung:
„
In einer ersten
Bestimmung können als aktivierende Soziale Arbeit diejenigen aktu-
ellen Handlungskonzeptionen Sozialer Arbeit zusammengefasst wer-
den, die sich an den staatstheoretischen und sozialpolitischen Debat-
ten umdie Konzeption eines ,aktivierenden Staates
,
ausrichten.
“
1
Sicher müssen wir die methodische Frage des Motivierens und
Aktivierens derzeit unter Bedingungen des
„
Förderns und Forderns
“
gegenüber Klienten und der damit verschärften ökonomischen
Zwänge zugespitzt erörtern. Wir erfahren momentan einen Umgang
mit Klienten, bei dem das Fordern betont und das Fördern wegen
der Mittelknappheit klein geschrieben wird. Nicht selten werden
durch solche Praktiken sozialpolitische
„
Zeitbomben
“
gelegt, weil
die kurzfristig teurere, jedoch langfristig nicht nur finanziell billigere
Prävention vernachlässigt wird. Das nennen wir
„
Dummsparen
“
. Ein
Beispiel ist die Kürzung von Mitteln für Deutsch- und Gesellschafts-
kurse für Spätaussiedler und Migranten, bei denen Kenntnisse der
deutschen Sprache in Wort und Schrift Voraussetzung für gelingen-
de Integrationsprozesse sind.
In sehr vielen Arbeitsbereichen sehen sich Sozialarbeiter auch des-
halb erschwerten Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Dennoch ist die
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Fabian Kessl/Hans-Uwe Otto, Aktivierende Soziale Arbeit, in: Neue
Praxis 5/2002, Seite 144 ff.