Grundlagen - SGB III: Arbeitsförderung

Grundlagen – SGB III: Arbeitsförderung Thomas Knoche Textausgabe mit praxisorientierter Einführung § DNWXDOLVLHUWH $Xʴ DJH Inklusive aller Neuerungen in der Aus- und Weiterbildungsförderung

www.WALHALLA.de ISBN 978-3-8029-7244-7 € 14,95 [D] • AKTUELL • PRAXISGERECHT • VERSTÄNDLICH WISSEN FÜR DIE PRAXIS Rechtsgrundlagen kennen, verstehen und anwenden! Diese Arbeitshilfe enthält den aktuellen Gesetzestext des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (SGB III). Die Einführung gibt Überblick über die Rechtsmaterie, erläutert den Gesetzesaufbau, sowie den Leistungskatalog der Arbeitsförderung: Aktive Arbeitsförderung • Berufsberatung, Arbeitsmarktberatung • Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung • $NWLYLHUXQJ XQG EHUXʴ LFKH (LQJOLHGHUXQJ • %HUXʴ LFKH )RUW XQG :HLWHUELOGXQJ • Förderung und Begleitung junger Menschen • Eingliederungszuschüsse zur Förderung einer Tätigkeit • Unterstützung und Förderung von Menschen mit Behinderungen Entgeltersatzleistungen • Kurzarbeitergeld, Transferleistungen • Arbeitslosengeld, Teilarbeitslosengeld • 4XDOLʳ ]LHUXQJVJHOG • Insolvenzgeld Ideal geeignet, um sich in das Rechtsgebiet einzuarbeiten, für Aus- und Fortbildungen sowie zum schnellen Nachschlagen in der Praxis. Thomas Knoche, Diplom-Sozialpädagoge in der Behindertenhilfe, Fachautor von FOKUS Sozialrecht.

Schnellübersicht Seite Vorwort Abkürzungen 7 8 Grundsätze, Aufbau des SGB III 9 1 Aktive Arbeitsförderung 13 2 Entgeltersatzleistungen 31 3 Gesetzliche Grundlagen (SGB III) 43 4

Unterstützung für Arbeitsuchende und von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sollen dem Entstehen von Arbeitslosigkeit entgegenwirken, die Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzen und den Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt unterstützen. So Satz 1 von § 1 Absatz 1 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (SGB III), der die Ziele der Arbeitsförderung beschreibt. AuchdieFörderung der beruflichen Bildung und Qualifikation ist ein zentraler Bestandteil; das SGB III stellt hierfür unterschiedlichste Förderleistungen zur Verfügung. Zudementhält das SGB III Regelungen zur Arbeitslosenversicherung; schließlich werden die Leistungen der Arbeitsförderung von den Beiträgen der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer und deren Arbeitgebern finanziert. Dies gilt auch für das Arbeitslosengeld, das – als Versicherungsleistung – im Fall des Arbeitsplatzverlustes für einen gewissen Zeitraum „einspringt“. Es ersetzt – zumindest teilweise – das bisherige Gehalt und trägt somaßgeblich zur sozialen Absicherung bei. Je nach Konjunktur und Arbeitslosenzahlen versucht der Staat mit immer neuen Konzepten und Rechtsänderungen Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder zu verkürzen. Der Fachkräftemangel, die Herausforderungen der digitalen Transformation sowie der ökologisch notwendige Umbau unserer Wirtschaft werden künftig weitere Modernisierungen fordern. Das SGB III wird somit ständig erneuert. Wer sich mit dem Recht der Arbeitsförderung befassen möchte, benötigt also aktuelle Unterlagen. Die vorliegende Einführung (Kapitel 1 bis 3) erläutert die Grundlagen des Rechts der Arbeitsförderung. In Kapitel 4 steht der Wortlaut des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (SGB III) auf dem Rechtsstand 01.04.2024 zum begleitenden Nachlesen bzw. Nachschlagen der gesetzlichen Grundlagen zur Verfügung. Thomas Knoche www.WALHALLA.de 7

Soziale Rechte des am Arbeitsleben Teilnehmenden Das Arbeitsförderungsrecht ist als Teil des Sozialgesetzbuches (SGB) im Dritten Buch dieses Gesetzeswerkes (SGB III) geregelt. Im Ersten Buch des Sozialgesetzbuches (SGB I), das gerne als Grundgesetz des Sozialrechts bezeichnet wird, regelt § 1 die Aufgaben des SGB. Hier heißteszunächst, dass das Recht des SGB zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfe gestalten soll. Unter anderem soll es dazu beitragen, den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen. Soziale Rechte des Einzelnen werden in diesem Zusammenhang in § 3 Abs. 2 SGB I aufgezählt. Wer nämlich am Arbeitsleben teilnimmt oder teilnehmen will, hat ein Recht auf: & Beratung bei der Wahl des Bildungswegs und des Berufs & individuelle Förderung seiner beruflichen Weiterbildung & Hilfe zur Erlangung und Erhaltung eines angemessenen Arbeitsplatzes & wirtschaftliche Sicherung bei Arbeitslosigkeit und bei Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers Diese Rechte spiegeln den Leistungskatalog des SGB III wider, der programmatisch bereits in § 19 SGB I abgebildet wird und dessen Absatz 1 wie folgt lautet: „(1) Nach dem Recht der Arbeitsförderung können in Anspruch genommen werden: 1. Berufsberatung und Arbeitsmarktberatung, 2. Ausbildungsvermittlung und Arbeitsvermittlung, 3. Leistungen a) zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, b) zur Berufswahl und Berufsausbildung, c) zur beruflichen Weiterbildung, d) zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, e) zum Verbleib in Beschäftigung, f) der Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben, 4. Arbeitslosengeld, Teilarbeitslosengeld, Arbeitslosengeld bei Weiterbildung und Insolvenzgeld.“ 1 10 www.WALHALLA.de

Ziele und Leistungskatalog des SGB III § 1 Abs. 1 Satz 1 SGB III benennt als Ziel der Arbeitsförderungsleistungen, einen hohen Beschäftigungsstand zu erreichen und die Beschäftigungsstruktur ständig zu verbessern, wobei insbesondere Arbeitslosigkeit vermieden oder verkürzt werden soll. Die einzelnen Arbeitsförderungsmaßnahmen werden in § 3 SGB III abschließend aufgelistet. Diese hier genannten arbeitsmarktpolitischen Instrumente werden dabei zwischen Leistungen der aktiven Arbeitsförderung (= Drittes Kapitel des SGB III) und Entgeltersatzleistungen – wie in Absatz 4 von § 3 SGB III genannt – unterschieden. Vermittlung in eine Ausbildungs- bzw. Arbeitsstelle sowie Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung haben Vorrang vor Leistungen zum Ersatz des Arbeitsentgelts bei Arbeitslosigkeit (vgl. § 4 und § 5 SGB III). Versicherungspflicht und Beitragsfinanzierung Versicherungspflichtig in der Arbeitslosenversicherung sind Personen, die als Beschäftigte oder aus sonstigen Gründen versicherungspflichtig sind. Das Versicherungspflichtverhältnis beginnt für Beschäftigte mit dem Tag des Eintritts in das Beschäftigungsverhältnis oder mit dem Tag nach dem Erlöschen der Versicherungsfreiheit. Für die „sonstigen Versicherungspflichtigen“ beginnt sie mit dem Tag, an dem erstmals die Voraussetzungen für die Versicherungspflicht erfüllt sind. Das Versicherungspflichtverhältnis endet für Beschäftigte mit dem Tag des Ausscheidens aus dem Beschäftigungsverhältnis oder mit dem Tag vor Eintritt der Versicherungsfreiheit. Für die „sonstigen Versicherungspflichtigen“ endet sie mit dem Tag, an dem die Voraussetzungenfür die Versicherungspflicht letztmals erfülltwaren. Eine Auflistung, wer versicherungspflichtig und wer versicherungsfrei ist, bieten die §§ 25, 26, 27 und 28 SGB III. Die Arbeitslosenversicherung wird paritätisch durch BeiträgevonArbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert. Die Höhe des Beitrags legt § 341 Abs. 2 SGB III fest. Versicherungspflicht und Beitragsfinanzierung 1 www.WALHALLA.de 11

ZuständigeBehörde Zuständig für dieGewährung von Arbeitsförderungsleistungen sind die Agenturen für Arbeit (so benannt in § 19 Abs. 2 SGB I) und die sonstigen Dienststellen der Bundesagentur für Arbeit (vgl. § 368 Abs. 1 SGB III). Die Bundesagentur für Arbeit ist eine rechtsfähige bundesunmittelbareKörperschaft desöffentlichen Rechts (§ 367 Abs. 1 SGB III) mit Sitz inNürnberg. Die ihr obliegenden Aufgaben erfüllt sie in Selbstverwaltung, in ihre Organe werden Mitglieder berufen, die zu gleichen Teilen Arbeitnehmer, Arbeitgeber und öffentliche Körperschaften vertreten (§ 371 Abs. 5 Satz 1 SGB III). Auf der örtlichen Verwaltungsebene werden die Leistungen durch die Agenturen für Arbeit erbracht (vgl. § 367 Abs. 2 Satz 1, § 9 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Grundsätze, Aufbau des SGB III 1 12 www.WALHALLA.de

2 Aktive Arbeitsförderung Berufsberatung, Arbeitsmarktberatung ....................................... 14 Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung ........................................... 15 Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung ....... 18 Leistungen zur Berufswahl und Berufsausbildung ....................... 20 Leistungen zur beruflichen Weiterbildung ................................... 25 Fçrderung der Aufnahme einer Erwerbst-tigkeit ........................ 26 Leistungen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben ................................................................................... 28 2 www.WALHALLA.de

Berufsberatung, Arbeitsmarktberatung § 29 SGB III enthält die Verpflichtung der Agentur für Arbeit, jungen Menschen und Erwachsenen, die am Arbeitsleben teilnehmen oder teilnehmen wollen, Berufsberatung einschließlich einer Weiterbildungsberatung anzubieten. Die Agentur für Arbeit hat darüber hinaus auch Auszubildenden und Arbeitnehmern Beratung zur Festigung des Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisses nach Beginn einer Berufsausbildung oder nach der Aufnahme einer Arbeit anzubieten (§ 29 Abs. 3 SGB III). Um junge Menschen und Erwachsene auf die Berufswahl vorzubereiten, hat die Agentur für Arbeit Berufsorientierung durchzuführen (§ 33 SGB III). Berufsorientierung wird auch zur Unterrichtung der Ausbildungsuchenden, Arbeitsuchenden, Arbeitnehmer und Arbeitgeber durchgeführt. Die Agenturen für Arbeit haben junge Menschen, die nach Beendigung der Schule oder einer vergleichbaren Ersatzmaßnahme (etwa der Besuch einer Jugendwerkstatt bei Schulverweigerern bzw. schulmüden Jugendlichen) voraussichtlich keine konkrete berufliche Perspektive haben, frühzeitig aktiv zu kontaktieren undüber Angebote der Berufsberatung und Berufsorientierung als Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren (§ 31a SGB III). Der Anspruch auf Beratung ist dabei nicht davon abhängig, ob ein Versicherungsverhältnis (§§ 24 ff. SGB III) bzw. eine Beitragspflicht in der Arbeitslosenversicherung (341 ff. SGB III) besteht. Arbeitgebern ist Arbeitsmarktberatung einschließlich einer Qualifizierungsberatung anzubieten (§ 34 SGB III). Dabei richten sich Art und Umfang der Beratung nach dem Beratungsbedarf der Ratsuchenden. Bei der Beratung soll die Agentur für Arbeit die Kenntnisseüberden Arbeitsmarkt des europäischen Wirtschaftsraums und die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den Arbeitsverwaltungen anderer Staaten nutzen. Sie zielt darauf ab, die Arbeitgeber bei der Besetzung von Ausbildungs- und Arbeitsstellen zu unterstützen (§ 34 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Der Inhalt sowohl der Berufsberatung als auch der Arbeitsmarktberatung richtet sich nach dem individuellen Beratungsbedarf des jeweiligen Ratsuchenden (§ 29 Abs. 2 SGB III). Für die Berufsberatung bestimmt § 31 Satz 1 SGB III zudem, dass Neigung, Eignung und Leis2 14 www.WALHALLA.de

tungsfähigkeit des Ratsuchenden sowie die Beschäftigungsmöglichkeiten zu berücksichtigen sind; hier kann die Durchführung einer Potenzialanalyse entsprechend § 37 Abs. 1 SGB III angeboten werden. Sofern zur Feststellung der Berufseignung oder Vermittlungsfähigkeit erforderlich, soll eine Eignungsfeststellung durchgeführt werden. Dies setzt allerdings das Einverständnis des Ratsuchenden zu einer solchen ärztlichen und/oder psychologischen Untersuchung und Begutachtung voraus (§ 32 SGB III). Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung Es besteht ein Rechtsanspruch auf Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung (§ 35 Abs. 1 Satz 1 SGB III), also darauf, dass die Agentur fürArbeit & Ausbildungsuchende mit Arbeitgebern zur Begründung eines Ausbildungsverhältnisses und & Arbeitsuchende mit Arbeitgebern zur Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses zusammenführt (vgl. § 35 Abs. 1 Satz 2 SGB III). Ausbildungsuchender ist, wer eine Berufsausbildung sucht (§ 15 Satz 1 SGB III); gemeint ist hier eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung, nicht aber eine schulische Ausbildung, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder Praktika. Arbeitsuchender ist, wer eine Beschäftigung als Arbeitnehmer sucht (§ 15 Satz 2 SGB III). Die aktuelle bzw. vorangegangene Tätigkeit des Arbeitsuchenden ist unerheblich. Arbeitsuchend können auch etwa bisher Selbstständige, Studierende, Beamte oder Rentner sein, wenn sie in eine abhängige Beschäftigung wechseln wollen. Wie die Beratung stellt auch die Vermittlung eine Leistung dar, die sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern gewährt wird (vgl. § 35 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Sie zählt zu den Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung, ihr Vorrang gegenüber passiven Förderungsleistungen sowie gegenüber allen anderen Leistungen der aktiven Arbeitsförderung ist in § 4 SGB III ausdrücklich normiert. Potenzialanalyse, Eingliederungsvereinbarung Wie bei der Berufsberatung setzt die Förderung voraus, dass der Arbeitnehmer bzw. der Auszubildende geeignet ist (§ 35 Abs. 2 SGB III). Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung 2 www.WALHALLA.de 15

Zur Feststellung seiner beruflichen Fähigkeiten und der Eignung ist eine Potenzialanalyse gemäß § 37 Abs. 1 SGB III vorzunehmen. So werden die für die Vermittlung erforderlichen beruflichen und persönlichen Merkmale, die beruflichen Fähigkeiten und die Eignung des Antragstellers festgestellt. Die Feststellung erstreckt sich auch darauf, ob und durch welche Umstände die berufliche Eingliederung erschwert ist. Individuelle Wünsche des Arbeitsuchenden bezüglich der Tätigkeit sind grundsätzlich zu berücksichtigen, eine unberechtigte Arbeitsablehnung kann aber zum Ruhen des Anspruchs auf Arbeitslosengeld führen (§ 159 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB III). Zudem besteht das Erfordernis einer Eingliederungsvereinbarung (§ 37 Abs. 2 und 3 SGB III). Diese enthält 1. das Eingliederungsziel, 2. die Vermittlungsbemühungen der Agentur fürArbeit, 3. die Eigenbemühungen, die der Ausbildungsuchende oder Arbeitsuchende zu seiner beruflichen Eingliederung in welcher Häufigkeit mindestens unternehmen muss und in welcher Form er diese nachzuweisen hat, 4. die vorgesehenen Leistungen der aktiven Arbeitsförderung. Die Eingliederungsvereinbarung ist nach drei bzw. sechs Monaten zu überprüfen (§ 37 Abs. 3 Satz 3 SGB III). Wichtig: Vom Abschluss einer Eingliederungsvereinbarung kann nur in Einzelfällen abgewichen werden, insbesondere wenn Vermittlungsaktivitäten, z. B. wegen unmittelbar bevorstehendem Renteneintritt, nicht notwendig sind. Mitwirkungspflicht, Arbeitsuchendmeldung Ausbildungs- und Arbeitsuchende, die Dienstleistungen der Bundesagentur für Arbeit in Anspruch nehmen, haben eine Mitwirkungspflicht, müssen also die erforderlichen Auskünfte erteilen und Unterlagen vorlegen. § 38 SGB III fordert zudem von Personen, deren Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis endet, sich spätestens drei Monate vor dessen Beendigung bei der Agentur für Arbeit arbeitsuchend zu melden. Einpersönliches Erscheinen für die Meldung ist nicht zwingend notwendig. Eine fristgerechte, rechtswirksame Meldung kann auch auf Aktive Arbeitsförderung 2 16 www.WALHALLA.de

andere Weise, etwa telefonisch oder schriftlich/textlich per E-Mail, erfolgen. Dabei ist die Angabe der persönlichen Daten, einschließlich der Wohnanschrift, und des Beendigungszeitpunkts des Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisses erforderlich. Durch die Angabe des Wohnorts wird gewährleistet, dass die nach § 327 SGB III zuständige Agentur für Arbeit ermittelt und der weitere Vermittlungsprozess zügig eingeleitet werden kann. Die Meldung hat drei Monate vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu erfolgen, es sei denn, der Arbeitnehmer erfährt erst später davon. In diesem Fall muss die Meldung innerhalb der nächsten drei Tage erfolgen. Die Pflicht zur Meldung besteht unabhängig davon, ob der Fortbestand des Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses gerichtlich geltend gemacht wird. Die Pflicht zur Meldung gilt nicht bei einem betrieblichen Ausbildungsverhältnis. DieDurchführung von Beratungs- und Vermittlungsgesprächenkann auch per Videotelefonie erfolgen (§ 38 SGB III). Dazu hat die Bundesagentur für Arbeit mindestens ein Zugangsformat anzubieten und auf Wunsch zu den notwendigen technischen Voraussetzungen zu beraten. Ein erstes Beratungsgespräch soll „unverzüglich“ stattfinden (nach der Gesetzesbegründung 19/17740, S. 47 „typischerweise spätestens innerhalb von zwei bis drei Wochen nach der Arbeitsuchendmeldung“). Das Erstgespräch soll dafür genutzt werden, eine Potenzialanalyse durchzuführen, ein Integrationsziel festzulegen und eine auf die Person ausgerichtete Integrationsstrategie zu entwerfen; dies beinhaltet auch die Erörterung, welche eigenen Aktivitätender Arbeitnehmer unternehmen kann, um den Eintritt der Beschäftigungslosigkeit zu verhindern. Wichtig: Eine fahrlässig verspätete Arbeitsuchendmeldung kann zu einer einwöchigen Sperrzeit führen (§ 159 Abs. 1 Nr. 9 SGB III). Und: Die vorgenommene Arbeitsuchendmeldung ersetzt nicht die Arbeitslosmeldung! Diese muss trotzdem spätestens am ersten Tag ohneBeschäftigung erfolgen, um einen Anspruch auf Arbeitslosengeld auszulösen (zum Arbeitslosengeld siehe Kapitel 3). Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung 2 www.WALHALLA.de 17

Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung Benötigen Ausbildungsuchende, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende oder Arbeitslose bei ihrer beruflichen Eingliederung Unterstützungsleistungen, können sie von der Agentur fürArbeit in eine für ihre Bedürfnisse ausgerichtete Maßnahme mit folgender Zielsetzung zugewiesen werden (vgl. Katalog in § 45 Abs. 1 SGB III): & Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt & Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung & Heranführung an eine selbstständigeTätigkeit & Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme Wenn sie sechs Monate nach Eintritt in die Arbeitslosigkeit noch arbeitslos sind, können sie von ihrer Agentur für Arbeit die Zuweisung in eineMaßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung verlangen. In welche konkrete Maßnahme sie zugewiesen werden, entscheidet die Integrationsfachkraft bei der Agentur fürArbeit. Entsprechend der Zielsetzung der Arbeitsförderung sollen mit diesen Maßnahmen die berufliche (Wieder-)Eingliederung unterstützt und die Eingliederungschancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden. Möglich sind Maßnahmen bei einem Träger oder einem Arbeitgeber. Die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter kann einen Träger beauftragen und dem Arbeitslosen einen Teilnahmeplatz zuweisen. Es kann auch ein Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (§ 45 Abs. 4 SGB III) von der Agentur für Arbeit bzw. vom Jobcenter zur Anmeldung bei einem Träger ausgestellt werden; der Arbeitslose hat dann die Wahl, zu welchem Träger er gehen möchte. Der Gutschein enthält Angaben zum Ziel und den Inhalten der Maßnahme, die mit dem Arbeitslosen vorab besprochen und vereinbart wurden. Er bescheinigt das Vorliegen der Förderungsvoraussetzungen in der Person des Förderungsberechtigten und erlaubt es ihm, eine dem Maßnahmeinhalt und -ziel entsprechende und nach § 179 SGB III zugelassene Maßnahme eines Trägers oder Arbeitgebers auszuwählen. DieFörderung umfasst dieÜbernahme der angemessenen Kosten. Sie kann aber auch nur in der Weiterzahlung des Arbeitslosengelds bestehen. Aktive Arbeitsförderung 2 18 www.WALHALLA.de

Zusätzlich steht der Agentur für Arbeit ein Vermittlungsbudget zur Verfügung, aus dem sie Ausbildungsuchende, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende und Arbeitslose bei der Anbahnung oder Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung fördern kann, wenn dies für deren berufliche Eingliederung notwendig ist (§ 44 Abs. 1 SGB III). Hierzu gehörtauchdieÜbernahme von notwendigen Kosten. Dies können insbesondere Zuschüsse oder Kostenerstattungen sein für: & Bewerbungskosten & Fahrkosten für Pendelfahrten & Fahrkosten zum Antritt einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle & Reisekosten zum Vorstellungsgespräch & Arbeitsmittel, Arbeitsausrüstung & Getrennte Haushaltsführung & Umzugskosten Die Vermittler entscheiden nach eigenem, pflichtgemäßem Ermessen (§ 39 Abs. 1 Satz 2 SGB I) über die Hilfen, die für den Arbeitsuchenden notwendig sind. Ebenfalls zu den Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung gehörenZuschüsse für eine behindertengerechte Ausgestaltung von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen (§ 46 Abs. 2 SGB III) sowie die Erstattung für Kosten, die durch eine Probebeschäftigung behinderter Menschen entstehen (§ 46 Abs. 1 SGB III). Es handelt sich hierbei um Ermessensleistungen (§ 3 Abs. 3 SGB III). Zulassung von TrägernundMaßnahmen Träger der oben beschriebenen Maßnahmenbedürfen der Zulassung durch eine fachkundige Stelle (§ 176 Abs. 1 SGB III). Das ist erforderlich, um Maßnahmen der Arbeitsförderung selbst durchzuführen oder durchführen zu lassen. Arbeitgeber, die ausschließlich betriebliche Maßnahmen oder betriebliche Teile von Maßnahmen durchführen, bedürfen keiner Zulassung. Fachkundige Stellen im vorstehenden Sinne sind die von der Akkreditierungsstelle für die Zulassung nach dem Recht der Arbeitsförderung akkreditierten Zertifizierungsstellen. Insoweit als die Träger im Rahmen des SGB III tätig werden, übt die Bundesagentur für Arbeit die Fachaufsicht über die Akkreditierungsstellen aus. Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung 2 www.WALHALLA.de 19

Für die Zulassung eines Trägers werden zahlreiche Voraussetzungen gefordert, die in § 178 ff. SGB III enthalten sind (z. B. muss der Träger die erforderliche Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit besitzen). Leistungen zur Berufswahl und Berufsausbildung Zur Verfügung stellt das SGB III folgende Instrumente, die je nach Lebenssituation greifen sollen: & Berufsorientierungsmaßnahmen, § 48 SGB III & Berufseinstiegsbegleitung, § 49 SGB III & Berufsorientierungspraktikum, §48a SGB III (ab 01.04.2024) & Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, § 51 ff. SGB III & Betriebliche Einstiegsqualifizierung, § 54a SGB III & Berufsausbildungsbeihilfe, § 56 ff. SGB III & Zuschüsse und Hilfen für junge Menschen mit einem Handicap, § 73 ff. SGB III Übergang von der Schule in die Berufsausbildung DurchBerufsorientierungsmaßnahmenkann die Agentur fürArbeit Schülerinnen und Schüler allgemeinbildender Schulen durch Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung fördern, wenn sich Dritte mit mindestens 50 Prozent an der Förderung beteiligen (§ 48 Abs. 1 Satz 1 SGB III). Bei Berufsorientierungsmaßnahmen handelt es sich um Berufsberatung im weiteren Sinne, die sich an die Allgemeinheit richtet, aber auch gegenüber dem Einzelnen erfolgen kann. Die Berufsorientierungsmaßnahmen werden in der schulfreien Zeit bis zu vier Wochen durchgeführt. In dem ab 01.04.2024 geltendem § 48a SGB III werden bis zu sechswöchige betriebliche Praktika für ausbildungssuchende junge Menschen, die ihre Berufswahl noch nicht abschließend getroffen haben, gefördert. Die Förderung umfasst in der Regel die Übernahme der Fahrtkosten zwischen Unterkunft und Praktikumsbetrieb sowie die Kosten der Unterkunft, sofern der Praktikumsbetrieb vom regulären Wohnort nicht in angemessener Zeit erreicht werden kann. Auch bei derBerufseinstiegsbegleitungwird das Engagement Dritter zu mindestens 50 Prozent gefordert. Ziel der Berufseinstiegsbegleitung ist insbesondere das Erreichen eines Abschlusses einer allgeAktive Arbeitsförderung 2 20 www.WALHALLA.de

meinbildenden Schule. Unterstützt werden sollen die Berufsorientierung und -wahl, die Suche nach einer Ausbildungsstelle sowie die Stabilisierung des Berufsausbildungsverhältnisses. Die Berufseinstiegsbegleitung beginnt in der Regel mit dem Besuch der Vorabgangsklasse und endet regelmäßig ein halbes Jahr nach Beginn der Ausbildung, spätestens aber 24 Monate nach dem Schulabschluss (§ 49 Abs. 3 SGB III). Berufsvorbereitung Eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme ist förderungsfähig, wenn sie auf die Aufnahme einer Ausbildung vorbereitet oder der beruflichen Eingliederung dient und nicht den Schulgesetzen der Länder unterliegt. Die Gestaltung des Lehrplans, die UnterrichtsmethodeundGüte der zum Einsatz vorgesehenen Lehr- und Lernmittel sowie die Ausbildung und Berufserfahrung des Leiters und des Ausbildungs- und Betreuungspersonals müssen eine erfolgreiche berufliche Bildung erwarten lassen. Die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme muss im Auftrag der Agentur für Arbeit durchgeführt werden. Wenn es der beruflichen Eingliederung dient, können berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen auch allgemeinbildende Fächer enthalten und auf den nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses oder eines gleichwertigen Schulabschlusses vorbereiten (§ 53 SGB III). Der Anteil betrieblicher Praktikumsphasen darf die Hälfte der vorgesehenenMaßnahmedauer nicht überschreiten. Die betriebliche Einstiegsqualifizierung dient der Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit. Arbeitgeber, die eine solche Maßnahme durchführen, können Zuschüsse erhalten (seit 01.08.2022 unverändert bis zu 262 Euro monatlich). Außerdem kann ihnen ein pauschalierter Anteil am durchschnittlichen Gesamtsozialversicherungsbeitrag des Auszubildenden gewährt werden. Ab 01.04.2024 wird die Mindestdauer von sechs auf vier Monate verkürzt, die Durchführung in Teilzeit erleichtert und die Absolvierung im selben Betrieb ermöglicht, in dem Jugendliche zuvor ihre Ausbildung abgebrochen haben. Diese Instrumente sind „Kann-Leistungen“, stehen also im Ermessen der Agentur fürArbeit. Leistungen zur Berufswahl und Berufsausbildung 2 www.WALHALLA.de 21

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