Mit kluger Planung früher in Rente

Mit kluger Planung früher in Rente Thomas Gasch Wie Sie Ihr Lebenskapital strategisch zum Ausstieg aus dem Erwerbsleben einsetzen DNWXDOLVLHUWH $XʴDJH

ISBN 978-3-8029-4169-6 € 19,95 [D] • AKTUELL • PRAXISGERECHT • VERSTÄNDLICH WISSEN FÜR DIE PRAXIS Eine gute Rente ist kein Zufall! Irgendwann steht die Rente vor der Tür – hoffentlich freiwillig und gut geplant. Insbesondere die letzten Jahre vor dem Ausstieg aus dem Erwerbsleben entfalten ungeahntes Wirkungspotenzial auf die spätere Rentenhöhe. Dieser praxisorientierte Ratgeber zeigt Ihnen zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihren Wunsch von einem selbstbestimmten Renteneintritt bestmöglich umsetzen: • Optimale Gestaltung des eigenen Rentenkontos • Erkennen und geschickte Nutzung attraktiver Einzahlungsmöglichkeiten in die gesetzliche Rentenversicherung • Richtige Auswahl betrieblicher, privater und individueller Vorsorgeoptionen • Konkrete Planung und Durchsetzung der Leistungsansprüche, insbesondere bei drohender Erwerbsminderung Enthalten sind nicht nur Handlungsvorschläge und Anleitungen für die Generation 50plus. Veranschaulicht wird auch, worauf Sie bereits beim Berufseinstieg und während des Berufslebens achten sollten, insbesondere im Hinblick auf Ihre Work-Life-Balance. *HUDGH LQ =HLWHQ GHV GHPRJUDʳVFKHQ :DQGHOV YRQ DQVWHKHQGHQ 5HIRUPHQ GHU $OWHUVYRUVRUJH XQG EHUHFKWLJWHQ ,QʴDWLRQV¦QJVWHQ JLOW HV HLQH SHUV¸QOLFKH 6WUDtegie zu entwickeln. Wer früh strategisch plant, genießt schon vor der Rente mehr freie Lebenszeit. Eine gute Rente ist ein Produkt aus einer Vielzahl von kluger Planung, wegweisenden Entscheidungen und effektiven Handlungen. Thomas Gasch, Dipl.-Verwaltungswirt, Berater, Dozent und Fachautor für Rentenrecht und Altersvorsorge, arbeitet seit 1985 bei der Deutschen Rentenversicherung. Außerdem ist er in Bremen als Rentenberater gerichtlich zugelassen. Die Inhalte des Buches werden auch als Vortrag, Workshop oder Seminar angeboten. www.WALHALLA.de

1 Schnellübersicht Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen 7 Abkürzungen 14 Die Rente eines Eckrentners und andere Geheimnisse 17 der Rentenversicherung Gründe für einen vorzeitigen Renteneintritt 37 Die Kernfragen rund um meine Altersrente 61 Betriebsunfall Erwerbsminderung 161 Wege zum individuellen Rentenglück 203 In Rente – trotzdem weiter vorsorgen 271 Exit: Gibt es einen Königsweg? 287 Wichtige Zahlen und Adressen 301 Stichwortverzeichnis 305 2 3 4 5 6 7 8 9

www.WALHALLA.de 7 Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen Die RENTE – ein elementares Thema im Leben eines jeden von uns. Neben persönlicher Gesundheit, einem erfüllten Familienleben, gleich welcher Form, oder möglichst lang andauernder sinnstiftender Arbeit begleitet sie die Menschen oftmals viele Jahrzehnte eher unbemerkt. Bis es dann irgendwann „ernst“ wird: idealerweise dann aber selbstbestimmt und selbst geplant. Leider erreichen aber viele Menschen nicht den idealen Renteneintritt – sei es durch den Verlust des Arbeitsplatzes durch betriebsinterne Umorganisation, Neuausrichtung des Unternehmens oder gar Betriebsschließung. Oder durch persönliche Umstände wie gesundheitliche Einschränkungen, die Betreuung oder Pflege von Angehörigen oder schlicht die Entscheidung, aus dem täglichen Trott endlich aussteigen zu wollen. Die ideale RENTE? Aus Sicht von Rentenexperten ist dies eine zumindest abschlagsfreie (gesetzliche) Rente, ergänzt durch eine (geförderte) betriebliche Altersversorgung mit hohen Arbeitgeberzuschüssen und zusätzlich eine (ebenfalls geförderte) private Zusatzversorgung (Riester- und/oder Rürup-Rente); erweitert durch ein miet- und barrierefreies Wohnen im Alter bei niedrigen Nebenkosten. Gerne noch ein paar Aktien oder Fonds (bevorzugt ETFs – was auch immer das ist) für die Schokostreusel im Alterscappuccino (plus Karamellgebäck) dürfen es auch noch sein. Plus genügend Cash für Notfälle, Enkel und Urenkel, den Pflegezusatz-XXL-Tarif im Vorsorgegepäck und ein geschicktes Minimieren der Steuern und Sozialabgaben. Vielleicht merken Sie jetzt etwas erschrocken, dass der „Fall“ bei Ihnen etwas oder total anders liegt. Vielleicht können Sie „Ihren“ Fall auch noch nicht so richtig greifen. Keine Sorge: DAS ist der absolute Normalfall! Glück gehabt? Also nichts mit der Opferrolle? Endlich „normal“ – STOPP: Statistischer Eckrentner, drohende Altersarmut, das (vermeintliche) Gespenst der Grundsicherung oder der demütigende Gang zur Tafel. Zusätzlich das Unheil des demografischen Wandels, Pflegenotstand, Inflation oder Fachkräftemangel, besonders in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern (sofern diese noch existieren), nicht zu unterschätzen die Spätfolgen von Corona und des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, das Fehlen von bezahlbaren barrierefreien Wohnungen oder die Folgen der Klima- und Energiekrise. Nein – die Altersvorsorgewelt ist völlig irr … frei nach dem Musical Jekyll & Hyde – ähnlich wie der Preis für eine Salatgurke von 3,29 Euro im Frühjahr 2023.

8 www.WALHALLA.de Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen Rentenreform 1957 – Rentenreform 1992 … Dazwischen lagen 35 Jahre. 1992 plus 35 Jahre = 2027. Mitdenken erwünscht! Wir schreiben nunmehr das Jahr 2023. Was in den zuständigen Ministerien derzeit diskutiert und entworfen wird, ist ungewiss, aber da gibt es ja noch das Gesetz der Serie. Momentan warten viele auf das Nachfolgeprodukt der Riester-Rente. Etwa eine geschickte Ab- lenkung von der Gesamtthematik? Die von der Bundesregierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ hat ihre Arbeit abgeschlossen und ihren Abschlussbericht mit Empfehlungen für eine Reform vorgelegt, mit dem sich anschließend am 26.07.2023 das Kabinett befasst hat. Das für 2024 geplante Gesetzgebungsverfahren darf ebenso mit Spannung erwartet werden wie Christian Lindners Startschuss für das Generationenkapital. Vielleicht so: Bundestagswahl 2025 – Rentenreform 2027/28 – passt. Aber wo stehen und bleiben SIE selbst – hier und heute? Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen Lesart 2023: Um die optimale Rente zu erreichen, wird das zur Verfügung stehende Lebenskapital dezidiert auf die Bereiche Arbeit, Kindererziehung und Pflegetätigkeit verteilt. Begriffe wie Demografie (mehr unter: www.demographie-portal.de), Work-Life-Balance oder auch Prävention und Teilhabe am Arbeitsleben dienen oftmals dazu, dass die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Verwaltung allzu konkrete Aussagen und Entscheidungen vermeiden oder in nicht nachvollziehbare Prüfphasen eintreten – meist zugunsten des eigenen Profits. Dieses ewige Abwarten, das „Nicht-entscheiden-Können“, verbunden mit einer nahezu genialen Rückversicherungsstrategie, ist allerdings nicht der Tenor meines Buchs! Dieser Ratgeber wirft mit Ihnen zusammen einen Blick auf Ihre (!) konkreten Vorstellungen, Gründe, Wünsche und Handlungsmöglichkeiten für einen selbstbestimmten Renteneintritt. Er zeigt Optionen auf, die sowohl junge Menschen vorausschauend in Angriff nehmen können, als auch die Generation 49+ in die Lage versetzen, ihr verbleibendes Lebenskapital klug zu investieren. Nicht zuletzt beleuchtet er alternative Arbeitszeitgestaltungsmodelle während des Erwerbslebens, erläutert daraus entstehende Folgen und zeigt Handlungsoptionen auf. Es gilt, ins eigene TUN (Neudeutsch: Doing) zu kommen – und zwar zügig. Menschen, die entscheiden, sind bekanntlich glücklicher. Kurzer Blick zurück: Wer Mitte 2017 meinen (monetären) Ideen in meinem ersten Ratgeber Mach die Rente zu deinem Projekt! folgte,

www.WALHALLA.de 9 Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen konnte zum Beispiel mit einem Sparplan in ein breit gestreutes Portfolio trotz der durchlebten Krisen eine durchschnittliche Jahresrendite von 4,61 Prozent erzielen (Stichtag 16.06.2023 – Daten von fondsweb.de – als Referenz diente der Mischfonds ARERO WKN DWS0R4). Die durchschnittliche Inflationsrate von 2017 bis 2023 beträgt 2,94 Prozent (Quelle: www.finanztools.de) und die berühmte Salatgurke kostet nunmehr um die 49 Cent. Altersvorsorgeprozesse laufen natürlich deutlich länger als der soeben betrachtete Zeitraum, aber beginnen muss man dann doch irgendwann einmal. Gerne erinnern wir uns die Zeit, als es noch richtige Zinsen gab – bei gemäßigter Inflation. In jüngster Vergangenheit ging es dann richtig bergab – mit den Zinsen. Die Inflation sank ein wenig – und blieb fast unbemerkt. Aber dann. Es gab plötzlich Minuszinsen und Verwahrentgelt: Das Ersparte wurde nominell (Kontoauszug!) niedriger – real waren wir schon längst im Minus. Unbemerkt (siehe nachfolgende Tabelle). Die harte Wahrheit: Realzins = Nominalzins – Inflation. Das beliebte Tagesgeld vs. Inflation (Minusrealzins = Kaufkraftverlust) Jahr (01.01.) Zinssatz nominal* Inflationsrate** Realzins 2008 3,82 % 2,6 % +1,22 % PLUS 2011 1,64 % 2,2 % - 0,56 % MINUS 2014 0,70 % 1,0 % - 0,30 % MINUS 2017 0,23 % 1,5 % - 1,27 % MINUS 2020 0,13 % 0,5 % - 0,37 % MINUS 2023 (01.06.) 1,17 % 5,4 % - 4,23 % MINUS Quellen: www.tagesgeldvergleich.net*, www.finanztools.de**, eigene Berechnungen 11.06.2023 Positive Inflationsrate 2020: 0,5 Prozent, 2021: 3,1 Prozent, 2022: 6,9 Prozent und im Mai 2023 (Quelle: Statisches Bundesamt): total 6,1 Prozent – Energie 6,8 Prozent und Nahrungsmittel 17,2 Prozent (beste Grüße an die Salatgurke). Die Rentenanpassungen 2022 und 2023 summieren sich auf etwa 10 Prozent plus einer Energiepreispauschale. Vorläufig also Glück gehabt, wobei die Dynamisierung in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge deutlich niedriger ausgefallen sind – sofern überhaupt eine Anpassung stattfand.

10 www.WALHALLA.de Das Lebenskapital klug und strategisch einsetzen Es ist somit angezeigt, Spar-(besser: Investitions-)Prozesse – insbesondere für das Alter – inhaltlich sowie laufzeitmäßig neu zu definieren und zusätzlich mit einem Ablauf- und Verrentungsmanagement auszustatten. Börsenprofis verwenden in diesem Zusammenhang gerne auch den Begriff des Cashflows (dt. Geldfluss – genauer: Zu- und Abfluss liquider Mittel); die Rente also als persönlicher Cashflow im Sinne eines Liquiditätsüberschusses. Wie eine Sparrate von 100 Euro über die Jahre wirken kann (Inflationsansatz 3,0 Prozent): Sparrate monatlich in EUR Spardauer in Jahren Wertentwicklung in % Verrentungskapital in EUR Monat- liche Rente nominell in EUR (als fiktive gesetz- liche Rente 2023) Monat- liche Rente bei 3% Inflation in EUR 100 30 4 68.760 322 133 100 30 5,5 89.512 420 172 100 30 6,75 112.343 526 216 100 38 4 105.400 494 161 100 38 5,5 149.386 699 228 100 38 6,75 202.095 947 308 Geliebte eigene Immobilie: Aus der Traum für viele, meist jüngere Menschen? In kürzester Zeit haben sich die Zinsen von unter 1 Prozent vervierfacht bei bislang meist gestiegenen Kaufpreisen. Ein aktueller Neubau hängt am Tropf der Bau- und Handwerkerpreise sowie der Gebäudeenergiemaßnahmen. Bestandsimmobilen punkten oft mit guter Lage – haben aber ebenfalls (verstärkt) die Energiewende als Akutthema verbunden mit (oft jahrelang versäumten) Instandsetzungsmaßnahmen. Dazu kommt ein sich neu zu definierender Angebots- und Nachfragemarkt auch im Bereich der (gestiegenen) Wohnungsmieten. Das neue Wohngeld PLUS ist dadurch auch für Haushalte mit mittleren Einkünften beachtenswert (www. bmwsb.bund.de/wohngeldrechner). Gemengelage: ziemlich schwierig. Eine gute Lösung bedarf einer zeitlich deutlich längeren Projektion als noch vor kurzer Zeit. Wohnen als Lebensprojekt?

42 www.WALHALLA.de Gründe für einen vorzeitigen Renteneintritt 2 Lebenslage/ Prozess Typische Handlungs- möglichkeit Optionale Handlungs- möglichkeit Bemerkung Familiäre Gründe ■ Arbeitszeit- reduzierung ■ Sabbatical ■ unbezahlter Urlaub ■ Nutzung von Guthaben aus Zeitwertkonten ■ Brückenteilzeit ■ Altersteilzeit ■ Vorruhestand ■ vorgezogene Altersrente Ausgleich im Rentenkonto durch Anrechnung von Kinder- erziehungszeit/ Pflegepflichtbeiträge möglich Alternative Lebensform als Frugalist o. Ä. ■ Kapitalverzehr nach der 4-%-Regel (Kapital x 4 % jährliche Entnahme) ■ Ansparphase mit AktienETFs Teilzeitbeschäftigung im Wunschjob/ Selbstständigkeit, um soziale Absicherung zu behalten Frugalist: Extremsparen und anschließender Kapitalverzehr bei einem gleichzeitig sparsamen Lebensstil Für alle Varianten gilt: Besser und meist kostengünstiger sind immer Lösungen mit fortbestehendem Sozialversicherungsschutz über eine „Basisbeschäftigung“! Beispiel aus der Beratungspraxis: Raimund W. im Spannungsfeld der persönlichen und beruflichen Lebenssituation Raimund W. (53) arbeitet seit über 28 Jahren als Außendienstmitarbeiter für einen europaweit tätigen Textilverleih. Er ist seit fünf Jahren geschieden und sein Gehalt (provisionsabhängig) liegt bei etwa 52.000 bis 55.000 Euro im Jahr. Seit Jahren leidet er unter Bluthochdruck, Schlaf- und Stoffwechselstörungen. Der letzte Arztbesuch endete mit den mahnenden Worten: „Wenn Sie so weiter machen, sind Sie noch vor 60 Frührentner oder schlimmer.“ Wenigstens die Scheidung verlief einvernehmlich, kostete ihn allerdings rund sieben Entgeltpunkte (Versorgungsausgleich), jedoch keinen Unterhalt für die Ex-Ehefrau. Allerdings wird die studierende Tochter Julia noch finanziell unterstützt.

www.WALHALLA.de 43 2. Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Erwerbsleben 2 Renten- und Finanzcheck: Das aktuelle monatliche Nettogehalt von Raimund W. beträgt 2.850 Euro. Folgende Werte finden sich in der Renteninformation: Brutto Netto (ca.) vor Steuern Bemerkung Volle Erwerbs- minderungsrente 1.388 EUR 1.235 EUR Steuern: ca. 80 EUR mtl. Altersrente bisher 1.120 EUR 997 EUR –/– Altersrente 67 1.715 EUR 1.526 EUR Steuern: ca. 150 EUR mtl. Der Mega-Gau: Der Verlust seiner Arbeitskraft würde ihn bis zum 67. Lebensjahr ca. 285.000 Euro kosten; unterstellt man eine Renten- bezugsdauer ab 67 von lediglich 15 Jahren kämen weitere ca. 40.000 Euro hinzu. Nach einem Gespräch mit der betrieblichen Sozialberatung wird klar: Es muss eine „intelligente“ Lösung her – und zwar schnell. TIPP: Entwickeln Sie am besten mit einer Vertrauensperson eine strukturierte Vorgehensweise, um möglichst auch Kollegen, Vorgesetzte und Personalabteilungen nicht zu überfordern. Die heute 20- oder 30-Jährigen kennen ihren Marktwert sehr gut. Vielleicht bekommen Sie gerade von diesen den besonderen Tipp. Stellen Sie als „älterer“ Arbeitnehmer Ihr Licht nicht unter den Scheffel: Ein jahrelang aufgebautes Netzwerk, Berufserfahrung (Stichwort: Fachkräftemangel) oder soziale Kompetenzen sind für ein erfolgreiches Unternehmen bares Geld wert. Wichtig: Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich aus der Verantwortung gegenüber sich selbst herausnehmen: Sie selbst müssen die bisherige Komfortzone verlassen wollen – am besten in kleinen regelmäßigen Schritten.

44 www.WALHALLA.de Gründe für einen vorzeitigen Renteneintritt 2 Fortführung des Beispiels: Nachdem Raimund W. die Situation mit einer befreundeten Krankenschwester besprochen hatte, informierte er sich (zum ersten Mal) über die Angebote seiner Krankenkasse zu den Themen Vorsorge, Prävention, über Online-Coachings und vieles mehr. Nach einem ersten Chat war klar, dass die Kombination verschiedener Angebote – möglichst in den Alltag integriert – einen guten Einstieg boten. Auch die Deutsche Rentenversicherung gab ihm einen Tipp bei ersten Beschwerden: www.rv-fit.de Schon nach wenigen Tagen konnte Raimund W. sich in einer Prä- ventionseinrichtung vorstellen. Nach drei intensiven Tagen mit zahlreichen Untersuchungen, Workshops und Trainingseinheiten war klar, dass alleine mit ambulanten Maßnahmen die gewünschten gesundheitlichen Verbesserungen nur schwer erreichbar sind. Somit wurde das Verfahren beendet und stattdessen ein Antrag auf eine stationäre medizinische Rehabilitation gestellt. Ergebnis: 30 Jahre Feierabendbier, Grillfeste und Kunden-Meetings sowie Bewegungsmangel und Dauerstress auf der Autobahn gehen nicht spurlos am menschlichen Körper vorbei: Die Ärztin stellte in der Reha-Klinik knapp 20 Haupt- und Nebendiagnosen mit zahlreichen Wechselwirkungen … „Reif für die Frührente“, könnte man meinen? Leider – oder besser gesagt – Gott sei Dank: NEIN. Die Erwerbsfähigkeit, bezogen auf den sogenannten allgemeinen Arbeitsmarkt, ist (noch) vollumfänglich vorhanden – aber wie lange noch? Und vor allem: mit welcher Lebensqualität? Die Reha-Maßnahme von Raimund W. wurde um eine Woche verlängert und für die Zeit danach ein umfangreiches Nachsorgeprogramm besprochen. Eine Wiederholungsmaßnahme in 24 Mo- naten wurde ebenfalls terminiert. Weiter fanden Gespräche im Betrieb hinsichtlich einer Arbeitsumorganisation verbunden mit einer Arbeitszeitreduzierung um vier Stunden pro Woche statt. Feste Homeoffice-Tage wurden vereinbart. Persönliche Kundenkontakte und Reisezeiten wurden um 1/3 reduziert, dank Corona sogar im gesamten Betrieb – die Technik macht es möglich. Die leichten Verluste im Nettolohn und bei der späteren Rente halten sich in engen Grenzen. Bezogen auf die gewonnene Freizeit relativieren sie sich von selbst – und Gesundheit kann man ohnehin nicht in Euros bemessen.

www.WALHALLA.de 165 2. Prävention vor Reha vor Rente 4 Begriff Definition Erwerbs- unfähigkeit Relevant im Bereich der GRV nur noch für „Alt- renten“ – im Prinzip ein vollständig aufgehobenes Leistungsvermögen. Privatversicherungen: individuelle Definitionen (oft jedoch vergleichbar mit GRV). Erwerbsminderung (EM): aktuelle Beurteilung in der GRV Volle Erwerbsminderung: Leistungsvermögen bezogen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt unter 3 Stunden täglich; teilweise Erwerbsminderung unter 6 Stunden täglich (SGB VI) * Ein Beamter, der sich krankheitsbedingt nicht arbeitsfähig (dienstfähig) fühlt, meldet sich „krank“ (= vorübergehend dienstunfähig). 2. Prävention vor Reha vor Rente Von der gesetzlichen Rentenversicherung werden neuerdings auch Präventionsleistungen erbracht. Mit dem Angebot und der Erbringung von Präventionsleistungen möchte der Gesetzgeber erreichen, dass die Versicherten möglichst lange gesund und fit bleiben und somit die Erwerbsfähigkeit gesichert ist. Dem im Sozialrecht verankerten

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