Fünf gefährliche Irrtümer über Landminen – und wie es wirklich ist

Um die richtige Minenräumung bzw. -entschärfung ranken sich einige Mythen. Wir zeigen fünf Irrtümer und wie es tatsächlich ist.

Minen sind eine hinterhältige Waffe. Sie spielen daher in vielen Abenteuerfilmen eine Rolle, wenn es für den Helden oder die Heldin knifflig werden soll. Meistens kann die Situation durch einen genialen Einfall entschärft werden.

Doch sollten diese Filmlösungen niemals in der Realität angewendet werden. Hier sind fünf möglicherweise fatale Irrtümer über Landminen und Sprengfallen:

1. Irrtum

Behauptung: Es gibt einen Landminentyp, der auslöst und explodiert, wenn man von der Mine wieder heruntertritt. Dies gibt einem die Zeit und Gelegenheit, jemanden herbeizurufen, der einen schweren Gegenstand auf der Mine platziert, so dass man die Mine sicher wieder verlassen kann.

Wahrheit: Minen lösen auf Druck aus und explodieren sofort. Tritt man auf eine Minen, endet dies immer fatal.

2. Irrtum

Behauptung: Eine Möglichkeit, einem Minenfeld zu entkommen, ist, so schnell zu laufen oder zu fahren, wie es nur geht. Somit kann man der Detonationswelle und den Splittern entgehen.

Wahrheit: Bei einer Detonationsgeschwindigkeit von 6000 m/s und einer Splittergeschwindigkeit von mehr als 1000 m/s hat man auch mit einem schnellen Wagen (300 km/h entsprechen etwa 100 m/s) keine Chance.

3. Irrtum

Behauptung: Wenn man einen Stolperdraht durchschneidet, dann geht von der Mine oder der Sprengfalle keine Gefahr mehr aus.

Wahrheit: Die Zünder der mit Stolperdraht aktivierten Minen reagieren auf Zug und Nachlassen des Zuges. Ein durchschneiden des Drahtes löst die Sprengfalle daher ebenso aus.

4. Irrtum

Behauptung: Ein Minenfeld kann durch Explosionen entschärft werden. Durch diese erste Detonation und das darauffolgende Feuer explodieren auch alle anderen Minen in einem Gebiet.

Wahrheit: Zwar kann starke Hitze Minen zur Detonation bringen, aber die Flammen erreichen oftmals die im Erdboden liegenden Minen nicht.

5. Irrtum

Behauptung: Minen sind immer in einem vorhersehbaren Muster verlegt, um eine möglichst dichte Sperre zu erzeugen. Wenn man dieses Muster beachtet, kann nichts passieren.

Wahrheit: Während konventionelle Streitkräfte durchaus Minen in Mustern verlegen, ist dies nicht allgemeingültig. Viele Minenfelder sind ohne erkennbares Muster verlegt und die Lage der Minen ist nicht vorhersagbar. Vielfach ist es auch nicht möglich, die genaue Ausdehnung eines Minenfeldes zu bestimmen. Witterung (Wegschwemmen) kann das Minenfeld in den Ausmaßen verändern bzw. irreguläre Truppen können Minen aufnehmen und an anderer Stelle wieder ablegen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem neuen Handbuch Landminen und Munition in Krisengebieten:

Landminen und Munition in Krisengebieten Autor: Thomas Enke

Das Sicherheitshandbuch für Einsatz- und Hilfskräfte erstmalig in deutscher Sprache!

Weltweit stellen Landminen und Kampfmittel eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Das Handbuch ist die deutsche Version des 'Landmines, Explosive Remnants of War and Improvised Explosive Devices Safety Handbook'. Es wurde durch den United Nations Mine Action Service (UNMAS) erstellt und inzwischen in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es hilft dabei, Gefahren durch Minen und Blindgänger zu erkennen und ermöglicht so ein sicheres Reisen und Arbeiten in kampfmittelbelasteten Gebieten.